eingedengelte Ventilteller

In diesem Forum soll es um die Reparatur unserer XT gehen
schnalzer
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eingedengelte Ventilteller

Beitragvon schnalzer » Mi Jan 15, 2014 10:02

Moin,

vor ca. 1000km hatte ich meinen Motor mit frischen Zubehörventilen vom Lakritz-Dealer bestückt. Da Madame nun aber beim Start hin und wieder blaue Wölkchen hustet, hab ich den Motor wieder geöffnet und locker sitzendene Schaftdichtungen (auch Zubehör) auf den eigentlich grenzwertigen Führungen vorgefunden.
Erschreckenderweise musste ich feststellen, dass beide Ventilteller in der Sitzgegend eingeschlagen sind und die Sitze auch nicht silbrig glänzen (undicht?). Woher kann das kommen? Ist die Qualität der Zubehörventile so schlecht? Kann das an den laschen Führungen liegen (wobei der Yamaha-Meister meines Vetrauens die als noch OK abnickte)?
Außerdem fiel mir noch auf, dass die Kugeleinsteller an den Schaftenden 'bleibende Eindrücke' hinterlassen haben, was für mich darauf hindeutet, dass sich die Ventile offensichtlich nicht drehen.
Der Motor wurde die letzten 1000km eingefahren und eher gemäßigt bewegt.

Gruß und Danke,
Josch

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon Hiha » Mi Jan 15, 2014 10:19

Hei Josch,
dass die Ventilsitze nicht silbrig glänzen ist am Auslass normal. Eingeschlagen sollten sie aber nicht sein. Mir wurde mal erzählt, dass man manche Zubehörventile nicht einschleifen darf, da sie nicht gehärtet, sondern nur nitriert sind. Ob das stimmt weiß ich nicht, da ich Ventile grundsätzlich nicht mehr einschleife, sondern die Sitze nur fräsen lasse.
Was für Druckschrauben hast Du denn verbaut? Das Ventil dreht sich eigentlich immer, das wird durch die Federn verursacht.
Achja, die Federn hast Du schon richtigrum eingebaut?

Zeig uns doch mal Fotos von den Sitzen, vielleicht ists ja garnicht so schlimm

Gruß
Hans

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon rei97 » Mi Jan 15, 2014 16:16

Also:
Spielbehaftete Führungen reparieren sich leider nicht von selbst.
Die Rep kann pro Führung 100€ kosten, da meist die Yamführungen untermaßig sind.
Ich arbeite an preisgünstigeren Übermaßführungen.
Regards
Rei97

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon schnalzer » Mi Jan 15, 2014 18:39

Hier mal Bilder (wenn auch schlechte):
DSCN1644.JPG
Schaftende
DSCN1641.JPG
Auslass
DSCN1640.JPG
Einlass
Es sieht auf den Bildern weniger schlimm aus, als es sich anfühlt. Außerdem habe ich einen kleinen lichtspalt, wenn ich zB eine Messerklinge ranhalte.
Die Federn waren mit den engen Windungen zum Brennraum ausgerichtet. Richtig, oder?
Nitrierung könnte hinkommen, zumindest waren sie im jungfräulichen Zustand schwarz.
Wenn ich die Führungen tausche, werde ich ohnehin neue Ventile verbauen, zumal das Einlassventil am Schaft sogar klitzeleine Riefen hat. Nur stellt sich die Frage, ob ich den Zuberhörteilen noch eine Chance gebe oder doch die leider sauteuren Originalos nehme.

Noch ne Frage zum Führungsausbau. Wenn ich es richtig nachgelesen habe, bohrt man den Bund von oben ab und treibt die Führungen in Richtung Kanäle aus dem 150°C heißen Kopf raus. Sollte vorm Klopfen die Führung besser flach absenken, um ein aufpilzen zu vermeiden? Bringt es was die Führung vorher etwas aufzubohren? Weiß jemand den Ventilneigungswinkel, damit ich mir eine gescheite Unterlage schnitzen kann?

Merci und Gruß!

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon Hiha » Do Jan 16, 2014 6:37

Sehr schön, ich glaub Du bist ein Pedant oder sowas. Löblich löblich :-)
Zu den Ventilen: Der Einschlag am Ende ist offensichtlich nicht von den Druckschrauben, sondern war vorher schon. Ignorieren, da sieht man ja noch alle Bearbeitungsspuren.
Ist das Ringförmige ein Abdruck der Kugeldruckschraube, oder hast Du den aufgemalt? Wenns ein Abdruck der Kugeldruckschraube ist, hat sich das Ventil tatsächlich nicht gedreht, und das ist sehr seltsam.

Zu den Tellern: Wenn Du die Ölkohle entfernt hast, sollte kein Lichtspalt an der Sitzfläche mehr zu sehen sein. Die Dinger sind (mit ziemlicher Sicherheit) nicht eingeschlagen. Aber die Sitzbreite ist IMHO viel zu groß. Beim Einlass reicht 1mm, Auslass 1,5mm. Also lieber die Sitze nachschneiden lassen. Aber wenn Du die Führungen tauscht, muss das eh gemacht werden.

Gruß
Hans

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon schnalzer » Do Jan 16, 2014 8:33

Hahaha, das verstehe ich jetzt als Kompliment :)

Der Ring ist tatsächlich der Abdruck vom Kugeleinsteller.

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon Stefan Kneller » Fr Jan 17, 2014 15:51

Hallo Schnalzer,

du schriebst:
Noch ne Frage zum Führungsausbau. Wenn ich es richtig nachgelesen habe, bohrt man den Bund von oben ab und treibt die Führungen in Richtung Kanäle aus dem 150°C heißen Kopf raus. Sollte vorm Klopfen die Führung besser flach absenken, um ein aufpilzen zu vermeiden? Bringt es was die Führung vorher etwas aufzubohren? !
Ich bitte dich tu dir das nicht an.
Wenn du über die entsprechenden Werkzeuge verfügen würdest, hättest du nicht gefragt.
Den Kopf erhitzen und die Führungen von der Kanalseite aus mit einem Dorn austreiben
Du wirst aber für die "Restarbeiten" sicher sowieso zum Mototeninstandsetzer gehen müssen.
Da wäre nämlich: neue Führungen in den heißen Kopf pressen (O-Ringe nicht vergessen), Führungen mit der Reibahle auf Maß bringen und dann Ventilsitze fräsen.
Wenn du die Führungen vorab ausbaust gibt das keine Kostenersparnis und zweitens das Risiko, dass du die Aufnahmebohrungen im Kopf beim Ausbau versaust.

Meine Meinung zu den Ventilen: wenn das Spiel in den Führungen in der Toleranz ist würde ich die bedenkenlos für bestimmt 50.000 Km wieder einbauen.
Stefan Kneller

210910 Km auf Bild Nr. 2

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon rei97 » Fr Jan 17, 2014 17:52

Also:
Ich baue keine Führungen aus, oder lasse das machen, wenn nicht im unteren Ende der Führung oder gar auf dem Ventil im unteren Führungsbereich Ölkohle ist.
Wenn da Kohle ist , muss meistens eine neue Führung rein. Wenn die Grundbohrung ab Werk oder durch vormaligen Ersatz ausgelaufen ist, muß die Grundbohrung auf eine händisch angefertigte Führung aufgebohrt werden, die Führung aufgerieben werden und dann die Sitzwinkel neu gefräst werden.Da sind schnell über 100€ pro Führung raus. Die Teile kommen addon.
Wenn...
Regards
Rei97

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon Hiha » Fr Jan 17, 2014 19:10

Nein Schnalzer, Du hast das absolut richtig beschrieben. Der sicherste Weg ist, die Führungen von oben her abzubohren (Kopf aus Winkeltisch, Fräsmaschine, Schaftfräser. Ja nicht freihand!) VEntilwinkel hab ich mal wo aufgeschrieben, weiß aber nicht mehr wo. Ich hatte hier schon mehr als genug Köpfe, wo ein Barbar die Fürungen nach oben rauschlagen wollte, hat sie dabei aber gespalten, und trotzdem rausgedroschen. Na herzlichen Glückwunsch, das erleichtert die Kopfreparatur ungemein...
Originale Graugussführungen muss man nicht durchreiben, nur kontrollieren. Bronzeführungen schon.
Aber Sitze nachschneiden ist ein Muss nach Führungswechsel. Verlass Dich nicht auf einen Yamahameister, ein mit luftgekühlten Einzylindern erfahrener Motorinstandsetzer kann Dir da besser die Führungen beurteilen.

Gruß
Hans

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon schnalzer » Mo Jan 20, 2014 8:49

Ich hätte hier auf der Arbeit mehr oder weniger Zugriff auf einen recht großen Maschinenpark und u.a. auch auf ein Sitzfräsersortiment, von daher juckt es mir schon in den Fingern das selbst zu machen.
Andererseits ist der lokale Yamaha-Meister schon gleichzeitig sowas wie eine Motoreninstandsetzerkoryphäe, der hier in der Gegend markenübergreifend für seine saubere Arbeit bekannt ist.
Ich gehe mal in mich (und in meinen Geldbeutel) und überleg mir mal, ob ich mir das antun will.

@Hans: wenn Dir die Winkel mal zufallen sollten, kannst Du ja nochmal Bescheid geben. Sowas kann man ja immer irgendwie gebrauchen.

Merci!

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon schnalzer » Fr Jan 24, 2014 16:50

So, es wird wohl auf DIY hinauslaufen.

Von oben her abfräsen sollte kein Problem darstellen. Jetzt meinte der Schlosserkollege, dass Rauskloppen wohl nicht so gut sein könnte und wie es mit der Alternative 'Ziehen' stünde. Dazu müsste man die Führung zuerst von oben abfräsen und dann von unten etwas aufbohren und ein 10er Gewinde bohren. Dann müsste man noch einen Kegel drehen, der sich am Ventilsitz abstützt und hohlgebohrt ist. Nun schraubt man von unten einen Gewindestab in die Führung, steckt den Kegel auf den Stab und erzeugt mit ner Mutter ordentlich Zug und zeiht die Führung damit nach unten raus. Das ganze natürlich im warmen Zustand.
Das erinnert mich irgendwie an so ein Führungseinzieher für olle Engländer, nur andersrum:

Bild

Was meint ihr? 'Kann mann machen' oder 'lieber sein lassen'?

Gruß

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon Hiha » Fr Jan 24, 2014 17:33

Ich hatte beim warm nach unten Rausklopfen keine Probleme. Der Grauguss ist recht stabil. Motorinstandsetzereien machen sich da heutzutage meist keinen Kopf, die baazen das Zeug kalt raus und rein, denn Zeit ist Geld..

Gruß
Hans

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon rei97 » Fr Jan 24, 2014 20:38

Also:
Bei gefühllosen Krautern ist das so Hans.
Bei meinem workshop hat man mit sowas seit 80 zu tun.
Deshalb werden auch die Führungen erst gereinigt (Ölkohle), vermessen und erst dann entfernt, wenn nötig. Dabei sind in ca 50% der Fälle schonmal die Führungen von unten rausgedengelt worden.
Dabei wird die Grundbohrung oft zerstört, sodaß ein erneuter Tausch mit Orginalteilen ausfällt.
Es muss ein Sonderteil gedreht werden. Das muss in eine aufgeriebene Grundbohrung eingeschrumpft werden. Die handmade Führung muss aufgerieben werden und dann der Sitz mit den 3 Winkeln gerieben werden. Das ist der teure Spaß. Einfach erneut eine ET-Führung reinzutreiben, mag zwar auf Anhieb gehen, aber die 30€ sind schlecht angelegt, wenn die Führung später bei Wärme pumpt. Deshalb ist die Demontage durch Abbohren von oben sicher absolut richtig, aber nicht immer rettend.
Bronzeführungen sind btw. eh Scheiß, da die enorm rasch wieder ausleiern. Bei BMWs kenn ich das zur Genüge.
Regards
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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon Merry » Fr Jan 24, 2014 23:47

Motorinstandsetzereien machen sich da heutzutage meist keinen Kopf, die baazen das Zeug kalt raus und rein, denn Zeit ist Geld..
Ich hab mit meinem Motoreninstandsetzerbetrieb dahingehend gute Erfahrungen gemacht. Da wird sauber und gewissenhaft gearbeitet. Ob ein V8-Maserati-Motor für >20000 Steine generalüberholt wird oder ein Mofazylinder gehont.
Gruß, Merry

Kann Spuren von Senf enthalten

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Re: eingedengelte Ventilteller

Beitragvon schnalzer » Fr Jan 31, 2014 22:06

Nun denn, die Dinger sind draußen!

Das Abfräsen von oben habe ich ganz einfach mit einem sog. Flachsenker M8 hinbekommen (ganz ohne Vorrichtung und nur mit nem Akkuschrauber :oops: ):
Bild
Dazu hab ich die Führung in 0,1mm Schritten auf 8,5mm auf gebohrt und dann damit abgesenkt. Das gute an Teil war, dass es im Durchmesser größer als der Einstich für den O-Ring an der Führung, aber kleiner als die Führung selbst war. Damit kann also rein theoretisch also garnix schiefgehen, vorausgesetzt der Senker wird an der Spitze korrekt geführt. Danach hab ich die Führung auf 8,6mm aufgebohrt und ein M10 Gewinde gebohrt. Mein Kollege hat mir dann noch schnell einen Kegel gedreht und nachdem der Kopf für 30 Minuten bei 170°C im Ofen war, gings los: erst etwas mit dem 'Abzieher' für Vorspannung gesorgt, dann mit nem Klaps mit dem Fäustel das ganze gelöst und über die Mutter rausgedreht. Am Einlass ging das recht stramm von statten, am Auslass leider etwas weniger. Schon stramm, aber eben nicht so widerspenstig wie am Einlass. Ab wann kann man sich sicher sein, dass man ein Übermaß bräuchte?

Hier noch mal ein Bild von dem Apparat:
Dateianhänge
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