3. Übermaß fällig - welcher Kolbenhersteller?

In diesem Forum soll es um die Reparatur unserer XT gehen
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Merry
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Re: 3. Übermaß fällig - welcher Kolbenhersteller?

Beitragvon Merry » Do Okt 31, 2013 20:46

@Twinshocker: Ich hab bisher auch nur darüber gelesen, selbst keine Erfahrungen gemacht. Was ich so spontan von der Hirnrinde kratzen kann:
Schmiedekolben seien heikel in der Einfahrphase, weil sie ein anderes Ausdehnverhalten zeigen, als Gusskolben. Könnte mir vorstellen, dass Gusskolben homogener in der Molekularstruktur sind. Die Herren Materialkundler und Berufsmetaller wissen hierzu sicher mehr und könnens auch besser erklären.
Es hat wohl in der Vergangenheit immer wieder mal Kolbenklemmer gegeben, offensichtlich gibts den spezifischen Vier-Punkt-Klemmer eines Schmiedekolbens, der sich vom Klemmer eines Gusskolbens unterscheidet. Das Einbauspiel muss demnach bei Schmiedekolben ein paar Hundertstel größer sein und während der Einfahrphase gibts wohl auch etliches falsch zu machen.
Gruß, Merry

Kann Spuren von Senf enthalten

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Goldhamster
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Re: 3. Übermaß fällig - welcher Kolbenhersteller?

Beitragvon Goldhamster » Do Okt 31, 2013 21:14

@Twinshocker: Merry hats auf den Punkt gebracht. Zur Ergänzung: Darüber hinaus gibt es offenbar noch einige Qualitäts-Unterschiede bei den Fabrikaten. Bei Wiseco gibt es Nutzer, die haben gar keine Probleme, andere schimpfen richtig, weil sie bislang nur Ärger hatten. Im Web berichten viele, die sich einen Wiseco-Schmiedekolben montiert haben und es hinreichend bekannt sei, dass die Wisecos sich nach der ersten Erhitzung nochmal wesentlich in der Struktur verändern. Daher beschrieben einige, den Wiseco vorher in einem Ofen erstmal richtig zu erhitzen, um ihn dann (!) mit dem Zylinder in einem Betrieb zum Hohnen zu geben, der sich darüber bewußt ist, dass es ein Schmiedekolben ist, der sich wegen seiner Struktur bei Hitze anders verhält. Stimmen diese Parameter nicht, kann es eben so oder so ausgehen. Guss ist zwar schwerer und können eher die sein, die brechen (Trümmerteile möchte auch keiner im Kurbelwellen-Gehäuse haben), aber gerade die von Yamaha selbst und die früheren von Kolbenschmidt (KS) passierte das gar nicht bis selten. Aber, und wenn man die verschiedenen Meinungen dazu ließt, legen einige eben viel Wert auf das eine oder andere. Da aber ab dem dritten Übermaß nur noch Schmiedekolben zur Verfügung stehen, ist eben ab 87,75 mm im Moment einen Zwangssituation gegeben, wenn man den Aspekt einen neue Laufbuchse zu wählen, außer acht läßt.
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Re: 3. Übermaß fällig - welcher Kolbenhersteller?

Beitragvon Hiha » Fr Nov 01, 2013 12:04

Die gängigen Gussmaterialien enthalten so viel Silizium dass es sich nicht im Alu löst, sondern in Form von Siliziumkristallen im Gefüge vorliegt.(Übereutektoide Legierung) Dieses Silizium ist hart und verschleißfest, diese Legierungen haben eine geringere Wärmedehnung als die gängigen Schmiedelegierungen, allerdings auch eine geringere Bruchdehnung (-->mehr "Sprödigkeit") und niedrigiere Warmfestigkeit.

Ein Schmiedekolben sieht nach Überlastung gern mal so aus:
Bild


Ein Gusskolben jedoch so:
Bild

:dance

Vom Gewicht her kann ein gut gemachter Gusskolben leichter sein als ein nur standardmäßiger Schmiedekolben ohne aufwändige Nachbearbeitung.(Dabei meine ich nur die alte SR-übliche Langschaft-Kolbenform.) Die mangelnde Verschleißfestigkeit von Schmiedekolben kann man durch Gleitlacke kompensieren, die größere Wärmedehnung durch größeres Laufspiel, das sich aber nur im kalten Zustand bemerkbar macht. Nachträgliches Warmauslagern ist früher bei Wisecos mal nötig gewesen, aber seit mindestens 10 Jahren sollen diese Mängel behoben sein. Auch hat Wiseco seitdem moderne Kolbenformen, und nicht mehr den alten Suppentopf=Rundschaftkolben, der nicht nur sauschwer war.

Hans

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Re: 3. Übermaß fällig - welcher Kolbenhersteller?

Beitragvon Goldhamster » Fr Nov 01, 2013 13:18

Sieht beides nicht so toll aus. Aber für einen Variante muss sich ja jeder entscheiden, der wechseln muss oder möchte.
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