Zunächst einmal das Strippen: die Instrumente, die einer Honda entliehen wurden, hingen eh schon auf halb acht in einer nicht sehr zuverlässig wirkenden Halterung und fielen als erstes dem Werkzeug zum Opfer. Die durch einen Überschlag total demolierte und durchlöcherte Lampe kam als nächstes dran, dann die grauslich verbogenen Lampen-/Blinkerhalter. Die Bowdenzüge waren bis auf den nagelneuen Gaszug fest. Die Gabelrohre waren vertauscht eingebaut und das sah echt kacke aus. Das habe ich gleich behoben, ebenso wie den Austausch des Lenkers, denn das montierte Teil war wohl auch ein Opfer des Überschlags. Nun der Tank, der lose ohne Hahn auf dem Rahmen abhing und innen sowas von verrostet ist, daß hier eine längere Prozedur notwendig wird. Die eingerissene Sitzbank und der Sturzopferfender samt Rücklicht mußten auch weichen.
Die erste Untersuchung gilt bei mir immer dem Moder. Also das vorhandene Öl ablassen, welches gar nicht so schwarz war wie erwartet, eigentlich sah es recht neu aus. Die Demontage des Rahmensiebs zeigte aber, daß mal wieder nur die halbe Arbeit gemacht wurde. Es fand sich eine gute Portion Schlamm im Rahmenrohr, die nach einer peniblen Kur schließlich beseitigt war.
Nächster Halt Ölwanne: auch hier kam relativ frisches Öl raus. Die Demontage derselben zeigte auch hier massenhaft Schlamm, aber keine Teile oder Späne - grins und freu. Nachdem alles sauber mit neuer Dichtung und Supermagnet montiert war, habe ich in bewährter Methode die Kanäle und Leitungen geflutet und in Motor und Rahmen neuen Schmiersaft eingefüllt. Halt - der Ölfilter! Das alte, noch relativ saubere Teile entfernt und gegen neu getauscht und schön mit der Pumpe das Filtergehäuse befüllt, bis es oben rausschmatzte. Die Dichtringe der Ölpumpe wechsel ich erst, nachdem ich den Motor etwas gefahren habe und mir ein Bild von der Gesamtperformance gemacht habe. Der Schlamm muß eh rausgespült werden, gelle?
Nun der Kopf- ich wollte mir gerne mal Kipphebel und Nockenwelle anschauen, aber im montierten Zustand habe ich nach dem Ziehen der Achsen leider nicht die Kipphebel herausbekommen. Nun gut, wenigstens sahen die Einstellschrauben und die Ventilenden gut aus. Das total falsch eingestellte Ventilspiel wurde gewissenhaft und fachgerecht korrigiert. Die viel zu lose Steuerkette schrie nach mehr Spannung. OK - das Thema ist also vom Tisch.
Alle Angüsse am Gehäuse waren soweit ok und Leckagen konnte ich auch keine ausfindig machen. Alles machte einen recht originalen Eindruck - bis auf die silikonartige Pampe an der Ventildeckelhaube, die an falscher Stelle montierte Hutmutter von Bolzen 2 und der nachträgliche draufgesprühte Schwarzlack. Da war also schon einer bei.
Beim zündelektrischen Teil gab es zwei Überraschungen (oder drei), weil nach dem Abnehmen des Limadeckels eine so was von gut erhaltene Lima und ein nicht verkacktes Kurbelwellenende zum Vorschein kamen. Das Moped scheint nicht viel Regen gesehen zu haben. Hinter dem Kontaktdeckel kam eine nahezu neuwertige Grundplatte zum Vorschein, und Kontakt- wie Limadeckel waren innen ohne diese europäischen Gammelspuren. Ein Augenschmaus! Verbunden waren Lima und Zündplatte mit einer ziemlich neuen Zündspule. Soweit schon mal alles ganz g**l. Leider hat jemand keine Ahnung gehabt, denn weder ZZP noch Kontaktabstand waren auch nur annähernd richtig eingestellt. Das wurde schnellstens behoben. Kurze Kickprobe - funkt.
Und da schaue ich so zufällig in den Brennraum und sehe da etwas metallisch leuchten. Huch - was ist das denn? Leuchte, leuchte schau ins Loch, ein nagelneuer Kolben blitzt mich an. Und ich hatte mich schon über die hohe Kompression gewundert.
Tja, man(n) muß ja auch mal Glück haben.
Nun der Benzinzerstäuber: eigentlich wollte ich nur nach der Hautdüse des 34ers schauen, aber der schwarze stinkende Klumpen tauchte zu nix mehr. Seufz -also Vergaser abbauen. Was ich beim Öffnen vorfand, war eine Sauerei. Vom alten Benzin mit einer stinkenden klebrigen Haut überzogene Innereien. Es ist ohne US-Bad mühsam, das zu reinigen, aber ich ekel mich vor (fast) nicks und so machte ich mich an die mühselige Arbeit der Einzelteile. HD, LLD, LLGS habe ich neu genommen, den Rest habe ich in stundenlange Popelei hinbekommen. Für einen 34er lohnt sich die Mühe, wie ich finde. Grundeinstellung. Nach der Montage beschloß ich, auch den Lufikasten zu inspizieren.
Hier habe ich endgültig den Glauben verloren, denn die hintere Halteplatte des sauberen und gut eingeölten Filters fehlte und deswegen hat irgendein Hirni das Teil mit dem Sieb nach hinten eingebaut. Oh mann, Sachen gibt es... Zum Glück ist in dem gut ausgerüsteten Vorratslager noch eine Platte und auch die fehlende Schelle für den Gummiverbinder zum Vergaser.
Mir schien, als ob alles für einen Startversuch erledigt worden sei. Ich habe wie im Wahn leicht fiebrig geschraubt, weil ich ahnte, daß heute noch der ultimative Kick möglich war. Der Herzschlag war doch deutlich beschleunigt und die Aufregung begann immer mehr, von mir Besitz zu ergreifen. Jetzt bloß nicht hektisch werden und noch einmal im Kopf die Checkliste durchgehen, ob alles bedacht war. Noch schnell die neuen Vergaserzüge eingestellt und einen Ersatztank aus dem Regal gezogen. Flugs den Benzinhahn gangbar gemacht und noch einen Filter in den Schlauch integriert.
In einer Ecke fand sich noch ein Motorsägengemisch - ein Glück. Als Gasableitung kam ein TT500-Auspuff von White Bros zum Einsatz, den ich schon immer mal testen wollte. Die Sitzbank raufgeworfen und dann .... konnte es endlich losgehen.
Kick, kick, kick...nix....kickkickkick...nix...kacke...kickkick...meine Frau schaut mich an...kickkickkickkick...nix....schwitz....am Vergaser fummel...kick, kick, kick...na, war da nicht so eine verhaltene Zündung? Kick, kick...genervt!...kick - pröttel - aus. Kick - pröttel - aus. Das ging mehrfach so. Naja, die Bohrungen im Vergaser sind eben ohne US nicht zu reinigen. Weiterversuchen. Kick - pröttpröttprött - aus. Kick - pröttprött wurde länger. Und länger, und länger. Schließlich lief das Teil mit Gas bei so zweitausend. Nach zwei Minuten schiggerte sie stabil im Standgas vor sich hin. Freude!
Die Siebenunddreißigjährige lebt wieder. Jetzt gilt es, die verbogenen kostbaren Teile zu richten und das eine oder andere Fehlteil zu besorgen. Die Patina bleibt erhalten, es kommen nur gebrauchte Teile zum Einsatz. Es wird ein Alltagsmoped.
Matching numbers, der alte kleine Zylinderkopf auf wahrscheinlich wenig beschraubtem Motor, recht gutes Tankdekor mit Beule, viele viele seltene Originalteile und ein sehr geräuscharm laufender Motor sind Fakten, die meine Stimmung positiv beeinflussen.




LG
Theo