kleines Gedicht zum Saisonstart

Hier gehört alles rein, was nicht in die anderen Bretter passt. Wie Fragen zum Board, Kritik, Lob, Wünsche, Anmerkungen, Weltschmerz ...
Horscht

kleines Gedicht zum Saisonstart

Beitragvon Horscht » Di Mär 30, 2004 14:06

Heyho,

das hier hatte ich neulich nach de.rec.motorrad gepostet als dort angefangen wurde wild rumzudichten. Vielleicht kann es den ein oder anderen ein bisschen erheitern!

Saisonstart - ein Drama in zehn Strophen

Es glänzt der erste Sonnenstrahl,
da bleibt dem Kradler keine Wahl:
die Pereline wird entfernt,
die Lederhose angewärmt.
Er schiebt das Krad [1] mit frohem Schritt
und freut sich auf den ersten Tritt
doch tönt nicht das vertraute "Brumm"
denn der Motor bleibt leider stumm.

Macht nix, denkt sich der gute Mann [2]
schaun wir uns mal die Kerze an.
Dort bleibt leider der Funke aus
drum flugs den Schraubendreher raus
und offen liegt der Zündverteiler.
Der funzt nicht, offensichtlich weil er
zu einem Teil voll Wasser steht
kein Wunder ist's dass dann nix geht.

Er legt also das Teil schnell trocken -
jetzt auf die Strasse, lasst uns rocken!
Und auch der Funke ist jetzt da,
das klappt ja alles wunderbar.
Er tritt voll Kraft noch ein paar Mal,
doch nichts passiert, das ist fatal.
Er kontrolliert den Choke und Gas
Alles OK - was soll denn das?

Als nächstes: läuft denn das Benzin?
Im Tank ist jedenfalls was drin.
Auch der Benzinhahn der steht richtig
das ist ja besonders wichtig.
Ist er verstopft? Wir findens raus
und bauen schnell den Schlauch mal aus.
Es läuft - also schnell wieder dran
und wieder tritt er kräftig an.

Doch der Erfolg bleibt leider aus
so geht er erst mal hoch ins Haus.
Versoffen ist das Teil, oh weh
drum säuft er selbst erst nen Kaffee
denn die Erfahrung sagt dem Mann
dass man dann nichts erzwingen kann:
das tut der Laune sonst nicht gut
so aber fasst er neuen Mut.

Und eine halbe Stunde später
wird er wieder zum Tritt-Täter.
So langsam schmerzt der rechte Fuss
doch endlich, nach all dem Verdruss
hört er endlich eine Zündung
Oh, welch glücksseelige Empfindung!
Die ist nur von Sekundendauer:
der Motor stoppt - jetzt wird er sauer.

Er tritt und tritt, doch nichts passiert
nun ist er schon recht echauffiert.
Auf der Erregung höchster Stufen
muss er sich zur Ordnung rufen:
Geduld, Geduld, so denkt er sich
gut Ding will Weile, oder nich?
Ich versuchs später noch einmal
(hab ich denn eine and're Wahl?)

Am Abend geht er wieder ran,
zu sehen was man machen kann
Er sammelt seinen letzten Mut
auch wenn er jetzt schon humpeln tut.
Erst wird alles kontrolliert,
das Standgas schön hoch einjustiert
Er tritt, und nochmal, und noch fester
und seht - es knallt wie an Sylvester!

Der Motor läuft - dreht sogar hoch
der Kradler staunt ungläubig noch
im Sattel sitzt mit off'nem Mund er
das Mopped läuft, ein wahres Wunder.
Zögernd nimmt den Choke er raus
und der Motor - ER GEHT NICHT AUS!!! [3]
Genau so hatten wir das vor
der Kradler grinst von Ohr zu Ohr.

Die Welt ist schön, es lacht das Herz
vergessen ist im Bein der Schmerz [4]
es ist zwar dunkel, keine Sonne
doch fahren wird auch jetzt ne Wonne.
Nur noch das Standgas runterdrehn
dann kann es auf die Strasse gehn.
Er dreht - da geht die Kiste aus
und nicht mehr an. Er bleibt zuhaus.

Gruss Horscht

[1] XT500 BauJahr 79 - Ihr ahnt vielleicht schon was kommt...
[2] Ja, ich rede von mir in der dritten Person. Wir sind trotzdem
nicht schizophren.
[3] Ich weiss, Grossschrift und multiple Ausrufungszeichen - aber
bitteschön wo sonst wenn nicht an dieser Stelle?
[4] Der berühmte Herz-Schmerz Reim, mais je ne regrette rien!

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steamhammer
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Beitragvon steamhammer » Di Mär 30, 2004 14:38

Allererste Sahne, Horscht :!: :D :D

Hab' mich schon lange nicht mehr so amüsiert.........

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Beitragvon XT-Nigel » Di Mär 30, 2004 14:46

toll :respekt: ,

inhaltlich kann ich Dir alles Nachempfinden :wink:

Gruß

Frank

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@ Horscht

Beitragvon Martina » Fr Apr 02, 2004 17:27

Ei, Horscht, das ist ja ein nettes Gedicht! :freude:
So frühlingshaft und aus dem Leben gegriffen!
Gut gedichtet!!! :lol:

Martina

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An Horst..

Beitragvon Gerd » Sa Apr 03, 2004 18:44

Große Klasse, Horst!!
Das gehört zu den Erlebnissen, die in kleineren Abwandlungen eigentlich jeder von uns schon mal mitgemacht hat, oder?

Wenn man einen solchen Bericht liest, denkt man beim nächsten eigenen verzögerten Ausritt dran - und es tut nicht gar mehr so weh.... Schließlich passiert es ja anderen Leuten auch, und geteiltes Leid ist bekanntlich halbes.... :roll:

Auf dass Du von jetzt an wieder zuverlässig mit Deiner XT ballern kannst... !!!!!

:D :D :D :D :D :D :D :D
Die meisten Realisierungen enden als Parodie der Idee.... (Goethe ist so g**l....)

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Da gibt es doch noch das XT-Schraubergedicht

Beitragvon ingo » Mo Apr 05, 2004 14:25

XT-Schraubergedicht

Ein Mensch, dessen XT verreckt,
seit Tagen schon im Motor steckt.
Er schraubt und flucht und flucht und schraubt
die Kiste ihm die Nerven raubt.

Yamaha werde ich verklagen,
hört er sich selbst im Geiste sagen.
Solch Schrott dürften die nicht verkaufen
Es ist zum Heulen, Haareraufen.

Der Hass, er wächst, wird riesengroß
wie wird er diese Kiste los ?

Doch als er dann den Kicker tritt,
ein tiefes Brabbeln ihn beglückt.
Des Menschen Glaube sich erneuert:
XT verkaufen wär' bescheuert!

(Peter Bloch)


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