Beitragvon smartie » Di Jan 19, 2016 14:47
Ich war da - und es war echt mindestens so drollig wie lehrreich bei Tom...!
Um 10 h war treffen in geselliger Atmosphäre beim gemeinsamen Frühstück im Gewächshaus. Das Frühstück war üppig: Frische Brötchen, Aufschnitt, Rührei, Obst, Kaffee, Konfitüre, Nutella, Honig...
Dabei wurden nette Anekdoten mit typischen Schrauberthemen erörtert: Oldtimer, Reisen, Behörden, rote 07er Kennzeichen, Drolliges und Verwegenes...
Schließlich ging es gut genährt an die Werkbänke, wo sich 14 Teilnehmer an 7 Motoren beschäftigen sollten. Die Motivationen der Schrauber und die Geschichten der Motoren waren alle unterschiedlich, interessant und spannend. Würde jeder Motor abends mit einem Happy End die Werkbank verlassen?
Jeder Motor hatte ein anderes Problem. Vom abrupten Stillstand beim Loslassen der Kupplung über rausspringende Gänge bis zu "hab ich bei Ebay für'n Fuffi geschossen, mal sehen wie der innen aussieht" war alles dabei. Natürlich auch "unheimliche Geräusche".
Die Umgebung und Einrichtung ordentlich: saubere Werkbänke, Pressluft (mit Schlagschrauber), Waschbenzin, Abzieher, Ofen zum Erhitzen, Werkzeug zum Aus- und Eintreiben von Lagern und Simmerringen... Tom hatte bei Kedo zudem einen Karton mit Artikeln geordert, die erwartungsgemäß heiß begehrt waren: Hutmuttern, Dichtungen und Paste, Simmerringe u.v.m.
Tom begann die ersten Schritte für die Zerlegung des Motors zu erklären. Wo setze ich an, was ist unbedingt zu vermeiden, was ist gefährlich, was ist sinnvoll? Auch geübte Schrauber nahmen hier noch wichtige Tipps mit, die ungeübten erst recht. Etwa: Wenn eine Schraube erwartungsgemäß sehr fest sein wird (Loctite oder sonst was?), starte ich den ersten Versuch direkt mit einem Schlagschrauber und nehme diesen nicht erst, wenn die Schraube einen Schaden hat.
Nach der kurzen Einweisung ging es ans Werk. Jeder hatte was mitgebracht, was der Gruppe nützte und gut tat: Vom Karton Einweghandschuhe über Haribos und Kekse, brauchbare Altteile, Drehmomentschlüssel, zusätzliche Taschenlampen usw... Interessant war der Motorhalter (Eigenbau, extrem stabil und robust) eines Teilnehmers: Der Motor konnte damit wie ein Spanferkel am Spieß gedreht und in jedem beliebigen Winkel präzise und wackelfrei fixiert werden. Sowohl zum Arbeiten als auch zur Wiedererlangung reingefallener Kleinteile absolut genial.
Kaum ein Motor ging "easy" auseinander. Mal lag das Problem am Schrauber, mal am Motor. So musste etwa eine maximal mürbe Hutmutter am Zylinder durch die Löcher der Kühlrippen Splitter für Splitter fein weggemeißelt werden (gefühlte 90 Min, eher mehr), da sie anders nicht gehen wollte.
Manche Motorhälfte wurde auch mehrfach getrennt, da vorschnell zusammengefügt... Besonders gern habe ich Peter aus der Schweiz zugeschaut. Seine gewissenhafte und saubere Arbeitsweise hat an einen Schweizer Uhrmacher erinnert.
Das Mittagessen war eine Neuauflage des Frühstücks, jedoch um eine kräftige, heiße Suppe erweitert. Bei der Kälte wunderbar...
Interessant auch, wie unterschiedlich Schrauben, Kleinteile und Baugruppen abgelegt wurden. Besteckkästen aus alten Küchenschubladen waren ebenso vertreten wie gelochte Pappen mit Schemazeichnungen des Motors. Die Schrauben wurden nach dem Entfernen vorübergehend in das jeweilige Loch in der Schemazeichnung gesteckt. Ideal, wenn über einen längeren Zeitraum (Monate...) an einem offenen Motor gearbeitet wird, um mit den Längen auch nicht durcheinander zu kommen. Bei guter Laune blieben alle Dank Süßigkeiten, Kaffee und einmaliger Sprüche... ("Du machst sonst eher was mit Gardinen, oder?" ...)
Schließlich kam das eine oder andere mehr oder weniger große Desaster ans Licht: Schadhafte Schaltwalzen, imposante Metallteile, Krümel, Stifte, Rätselhaftes...
Die defekten Schaltwalzen konnten spontan von Nico aus Witzhave durch gute Altteile ersetzt werden, nachdem er spontan telefonisch um Hilfe gebeten wurde.
Vor dem Zusammenbau legte Tom u. a. besonderen Wert auf die Kontrolle und Reinigung der filigranen Ölkanäle, durch die einzelne Bauteile mit Öl beregnet werden. So mancher musste dabei lernen, dass Dichtungspopel im Motor lieber zu vermeiden sind und viel Dichtungspaste beim Zusammenbau eher kontraproduktiv ist. Der Motor ist zwar sicher dicht, die Ölkanäle aber ggf. auch.
Natürlich gab es noch sehr viel mehr zu lernen, lückenlos darüber zu berichten würde jedoch hier zu lang werden. Gegen 18h30 haben die ersten Teilnehmer ihre Motoren stolz wieder Richtung Auto getragen und sich dabei herzlich und dankbar verabschiedet.
Insgesamt war es ein gelungener Tag, mit vielen neuen Erkenntnissen und netten Bekannten.
Fazit:
Ein XT-Motor total zerlegen ist eigentlich kein Hexenwerk. Aber der Zusammenbau ist mit Sicherheit ein Hexenwerk. Jedoch mit gutem Werkzeug, Geduld, Besonnenheit, Plan und Leidenschaft durchaus machbar. Und in Gesellschaft mit Gleichgesinnten ein echtes Erlebnis. Danke Tom!