Moin,
dann lass mal nen büschen mehr hören...
Mai-O-Fahrt 2020 v3.0 vom 29.04 bis 01.05.2022
Moin Nils und alle anderen Enthusiasten,
soll so sein.
Die unendliche Geschichte meiner „Ersten“ ist eine Endliche.
Und sie begann im Sommer 1979.
Die RD 250 hatte ausgedient, eine XT 500, wie mein Kumpel Peter sie hatte sollte her. Ne 79er, die schwarz/weiße, mit den silbernen Felgen. "Leider ausverkauft, aber wie wärs denn mit der neuen SR 500" tönte es aus dem Munde des örtlichen Yamaha-Dealers? Sah g**l aus, die 2J4 mit dem 19zoeller vorne und der Scheibenbremse, knappe viereinhalb. Vertrag unterschrieben, doch dann kam die Einsicht und nach einem weiteren Probesitzen stand fest, meine 195 cm sollten fort an auf einer XT 500 bewegt werden. Der Vertrag wurde umgeschrieben. Dann hieß es erst mal warten, Liefertermin nächstes Jahr im Frühling, aber der Knaller folgte schon im Spätherbst. Nix silberne Alufelgen - güldene, nix Stahltank - Aluminium, schwarz/weiß, aber was für ein Design, die Gabel, schwarz und diese seltsame vorverlegte Achsaufnahme, das war nicht mehr meine XT. Was hatte sich Yamaha nur dabei gedacht, mir entglitten die Gesichtszüge. Und 4938 DM, schlappe 500 Öcken mehr als für die SR.
Spandau, im Februar, leichtes Schneetreiben.
Ein junger Mann in Jeans und Lederjacke stand vor seiner ersten XT, lauschte dem wohligen Poltern des Eintopfes, fühlte ein leichtes Stampfen, nahm den Geruch von sich verflüchtigen Lackes wahr. Keine Spur von entglittenen Gesichtszügen, ein fettes Grinsen machte sich breit als die Fuhre sich in Bewegung setzte, die Bridgestone sich unter leichtem Knarzen den Weg durch die Schneedecke suchten. Endlich zweistellige Temperaturen, es folgten Hochstarts, damals sagte man noch nicht Wheelie, Stechen an der Ampel, ackern, mit kleinen Sprungeinlagen garniert, durch die nahegelegene Kiesgrube, das Mopped wurde amtlich bewegt. Havelchaussee, Spinnerbrücke, Kudamm rauf und runter, Musik Cafe, Athener Grill, geiles West-Berlin.
Böses Spandau.
7 Uhr morgens, das Telefon klingelt. „Morjen, sind se der Halter des Krades Jammahah, Kennzeichn Berta Strich Siegfrid Zähsah …?“ Ich lief zum Küchenfenster und schaute auf einen leeren Parkplatz. Nein, nun nicht mehr. „Könnse hia uffem Reviah Torweech abholn, hammwa uffne Wiese jefundn.“ Dein Freund und Helfer. Einem, jetzt fehlenden, Lenkradschloss und einem, nun mit diversen Schlüsseln funktionierenden, Zündschloss wurde eine fette Eisenkette mit Abus-Diskus zur Seite gestellt.
Ein lauer Sommerabend im Juni.
22 Uhr. Vier junge Kerle auf zwei voll bepackten SR's und einer XT machten sich auf den Weg gen Süden.
München, 8 Uhr in der Früh.
Vier Gestalten, sieben Stunden Wasser von oben liegen hinter ihnen, die ersten drei durch den „Osten“ verliefen noch im Trockenen, checken in einer Pension ein. Zwei Betten, eine Couch und ein Teppich waren für die nächsten Stunden Schlafplatz, der Letzte für die folgenden Wochen in vier Wänden und einem Dach über dem Kopf. Fünf Stunden später, der Tag begann mit Sonnenschein und endete auf einer Feier der kommunistischen Partei Italiens am Comer See. Ein verwilderter Garten war unser Nachtlager.
Como, Milano, Genova. Galleria, viadotto, galleria, viadotto, galleria, viadotto. Sanremo, der Hafen, die Abwärtsspirale der möglichen Schlafuntergründe erreichte ihren Tiefpunkt. Grauer Beton. Nicht aber unsere Laune, denn am nächsten Morgen legte sie ab, die Fähre.
Korsika. Ein wilder Campingplatz bei Piana war unsere Base.
Von dort eroberten sie die Insel, vier Typen waren in ihrem Element. Die Eintöpfe auch. Auf einer ihrer Exkursionen stießen sie auf ein Pärchen aus Berlin. Ein deutscher Mercedesfahrer war wohl auch in seinem Element, beförderte die Beiden auf eine korsische Wiese und ihre 75/5 in die Werkstatt. Die Fahrgemeinschaft wuchs für die nächsten Tage auf sechs Personen. Da geht noch was. Ein Tramper, eine catweazleähnliche Gestalt, fand auch noch Platz auf einer SR, die Reisegruppe bestand nun aus sieben Personen.
Die Tage auf Korsika neigten sich dem Ende. Catweazle zog weiter, die 75/5 fand zu ihren Besitzern zurück und wir hatten noch einen Termin. Noch ne kleine Inspektion.
„Da steht so ne Riesenkiste, direkt anner Promenade von Cannes, könnter nich verfehlen, davor treffen wir uns, mittags“ legte Peter, der mit der 79er XT, noch vor unserer Abreise in Berlin als Treffpunkt fest.
Cannes, Hotel Carlton Haupteingang.
Highnoon. Hotelangestellte jagten wild gestikulierend sechs junge Menschen und ihre Maschinen vom Gelände. Wir wechselten die Destination und fuhren gemeinsam nach Ventimiglia. Am Strand noch ein letztes Bierchen bevor Peter und Sozius seine „Tour de Cote“ fortsetzte und wir unsere Heimreise antraten.
Garmisch-Partenkirchen.
Motorenlärm holte uns aus unseren Träumen. Wir hatten uns nachts auf einer Wiese niedergelassen, die sich bei Tageslicht betrachtet als Teil eines Kreisverkehrs herausstellte.
Herbst. Winter. Frühling. Sommer, unbeschwerte Tage. Der Geruch von sich verflüchtigen Lackes war verschwunden. Die Auspuffanlage meiner XT änderte ihr Aussehen. Eine Naht am Tank wurde inkontinent. Mein Händler verriet mir einen Trick wie ich um die Ausgabe von 700 DM für einen neuen Tank, die Garantie war abgelaufen, herum komme. Kernseife war die Lösung. Die Naht wurde mit Kernseife berieben, kein Voodoo-Zauber, das Ding war wieder dicht. Bis ans Ende unserer Tage.
Böses Spandau, Episode zwei.
Nu isse wech.
Es folgten noch neun weitere XT und drei SR. Aber das sind andere unendliche Geschichten.