Moin,
Kieler braucht ihr keine, habt ja mich
Aaaalso:
CrNi-Stähle sind (sofern nicht noch zusätzlich Molybdänlegiert) _immer_ anfällig gegen mancherlei Korrosionsmechnismus. Dazu gehört beispielsweis
- Chloridionen-induzierte Lochkorrosion (wie der olle Lochfraß aus dem Kochtopf),
- Lokalkorrosion durch Fremdpartikel (ganz besonders fies ist dabei aufgeschmierter unlegierter Stahl) aber auch
- Korrosion durch Sensibilisierung (mehr dazu unten) und durch
- Martensitbildung.
Das Salz korrodieren lässt, wenn's als Lösung (die wässrige Lösung geht gut, feuchte Kristalle werden aber auch gerne genommen) vorliegt, ist kein Geheimnis. "Glücklicherweise" macht Chlor "nur" Lochkorrosion und interkristalline Korrosion, d.h. von aussen sieht man da nicht allzuviel. Sprich: Keine Ausblühungen, dafür gerne aber kleine Löchlies. Derlei Schäden lassen sich vermeiden durch Molybdanlegierte Stahlgüten.
Lokalkorrosion durch Frempartikel werde immer wieder gerne genommen. Wird CrNi-Stahl mit Werkzeug bearbeitet, die aus nicht korrosionsbeständigem Stahl bestehen oder damit verunreinigt sind, geht's in der Regel flott: Der unlegierte Stahl wird auch den CrNi-Stahl aufgeschmiert, korrodiert dort und bildet ein aktives Lokalelement, das die schützende Cr-Oxidschicht knackt und eine erneute Passivierung unterbindet. Dann sieht man i.d.R. auch ganz toll die feinen Rostpusteln. Das geht nicht nur mit unlegiertem Stahl, Mineralfasern und eine handvoll anderer Metalle geht auch klasse.
Wird CrNi-Stahl geschweisst, *kann* (nicht muss) bei hinreichendem Kohlenstoffgehalt (und fehlender Stabilisierung durch Titan, Niob o.ä.) Chromkarbid im Gefüge des Materials ausgeschieden werden. Das Chrom steht dann dem Grundmaterial nicht mehr für die Korrosionsbeständigkeit zur Verfügung. Folge: Lokale Senkung der Korrosionsbeständigkeit in der Nähe von Schweissnähten. Lässt sich nur vermeiden durch den Verwendung von sehr kohlenstoffarme, oder eben durch stabilisierte Güten.
Martensitbildung ist ebenfalls etwas gemeines, dafür aber nicht ganz sooo wahnsinnig kritisch. Wenn der Chrom-Gehalt relativ hoch zum Nickelgehalt ist (üblich bei 18/8-Güten, ganau das ist der Grund für die Einführung der 18/10-Güten) kann man mechanischer Einwirkung das <vorsicht, jetzt wird's akademisch> austenitische Gitter in ein martensitisches Gitter umklappen <das war's schon

> - mit dem Resultat, dass eine lokal verminderte Korrosionsbeständigkeit vorliegt, die wieder zum auftreten des bösen Rotrosts führen kann. Passiert aber -wie gesagt- nur, wenn die billigsten 18/8-Güten verwendet werden.
Gemein wird's auch, wenn der Hersteller bei der Fertigung schludert. Einfache 18/8- oder 18/10-Güten sollten nach der Kaltumformung _immer_ Lösungsgeglüht und abgeschreckt werden. Wird dies fehlerhaft (oder gar nicht) durchgeführt, gibt's nachher im Einsatz Gefügeveränderungen, die eine verminderte Korrosionsbeständigkeit zur Folge haben. Das sind dann i.d.R. auch wieder die bösen, chromreichen Karbidausscheidungen.
@rei97: Der sogenannte Delta-Ferrit ist bei den austenitischen Güten für die Korrosionsbeständigkeit irrelevant, Du meinst sicher die Karbidausscheidungen in den Wärmeeinflusszonen, die beim Schweißen und Flexen auftreten.
Der Vollständigkeit halber (ich lass' hier ja gerade eh' mal wieder einen Roman ab

) noch: Das schützende Chromoxid, also die Passivschicht, die das Material vor'm Korrodieren bewahrt, macht ab etwa 750°C die Biege und verdampft. _Das_ werdet ihr ja wohl hoffentlich nicht hinbekommen

.
Trotzdem gibt's aber ab ca. 550°C Gefügeveränderungen, die eine verminderte Korrosionsbeständigkeit zur Folge haben. Derer wären 1. die sog. Sigma-Phase (die nur eine geringe Verschlechterung zur Folge hat) und 2. die Ausscheidung besagter chromreicher Karbide. Letztere spielt aber erst ab 600°C eine nennenswerte Rolle.
Hoffe, ich habe damit ein kleines bisschen Licht ins werkstoffkundliche Dunkel gebracht und nicht nur weitere Verwirrung gestiftet
grüsse,
dcm
Achja, noch einen für Edith:
Wie es der Zufall will, hat mein Brötchengeber auch ein ganz entzückendes Reinigungsmittel für derlei Rostflecken und Zunderfarben an austenitischen Stählen. Das Zeug heisst "RM 25" und könnte sich über mich auftreiben lassen.
Toll: Auftragen, einwirken lassen, abwischen, fertig.
Haken: Ist ziemlich ätzend (wen wundert's) und relativ teuer.
So hinreichendes Interesse vorhanden, würde ich mal im Vertrieb nachfragen, in welchen (handlichen & versendetauglichen) Gebindegrößen das Zeug auftreibbar ist.