ostseerunde (Tag 8-9: Hiiumaa - Tallinn - Saka)
Verfasst: So Sep 25, 2016 18:09
(Boar Mann ey, fast fertig und dann schmeißt mich das Forum raus, ich kann nix mehr speichern und hatte schon die ganzen Fotos drin. Das hier ist der dritte Versuch, nachdem ich gestern wohl nicht gespeichert hatte...)
In der Nacht und am Morgen regnete es und die Schauer begleiteten uns auch noch beim Frühstück in der Grillhütte. Dort war es dann sehr familiär, denn auch Esten mögen gern im Trockenen essen. So boten wir uns gegenseitig von unseren Vorräten an und es war - gemessen an der Auswahl - wahrscheinlich das reichhaltigste Frühstück der Reise.
Es gibt Fotos davon, aber ich hab die Leute nicht gefragt, ob sie was gegen eine Veröffentlichung haben, und jetzt kann ich es nicht mehr. Bloß einen konnte ich fragen, und der weiß gar nicht mehr, auf welche Frage er keine Antwort wußte oder ob der Kaffee noch nicht fertig war.
Nach dem Frühstück hörte es langsam auf zu regnen und wir hängten unsere Zelte zwischen die Bäume, leider ohne großen Erfolg, denn die Luftfeuchtigkeit war zu hoch und es tropfte von den Bäumen. Also naß einpacken. Wenigstens war es warm.
Dann ging es los nach Tallinn, zuerst mal die 70 km nach Heltermaa, dem Hafen, von dem uns die Fähre nach Haapsalu auf dem Festland bringen sollte. Während der Fahrt klarte der Himmel auf, und am Hafen hatten wir schon wieder freundlichen Sonnenschein, um auf die Fähre zu warten. Dabei gab es dort auch leckere Fleischspieße, die wir nicht auslassen konnten.
Nach einer halben Stunde Überfahrt nahmen wir die kleineren Straßen Richtung Tallinn, parallel zur Küste. Ich meine, es war in der Nähe von Keila, als ich aus dem Augenwinkel etwas sah, umdrehte und anhielt: In einem frischen Baumstumpf steckte der linke Unterkiefer eines Elches, sauber skelettiert. Scheinbar hatten die Holzfäller kurz vorher das Teil dort drapiert. Nicht lange gefackelt, Packsack auf, in die NVA-Plane gewickelt und ab die Post.
Souvenir, Souvenir...
Gegen sieben erreichten wir die Altstadt von Tallinn, was schwieriger war als es sich anhört, denn die diversen Umleitungen wegen Baustellen waren zwar beschildert, nur heißt Zentrum in Eesti Kenklinn. Muß man ja auch erstmal wissen.
Die Talliner Altstadt ist eine Art großes Freilichtmuseum, komplett mit Stadtmauer, Kopfsteinpflaster und unzähligen alten Gebäuden, Touristenshops, Wehrgängen und natürlich Kirchen und Basiliken. Das wollten wir uns ansehen, und wir beratschlagten, wo wir am besten bleiben. Schließlich entschieden wir uns für ein Hotel, das der Reiseführer empfahl ("mit geschlossenem Parkplatz"). Gesagt, getan. Eingecheckt, abgeladen, Zimmer bezogen, Zelte zum Trocknen aufgehängt, duschen, umziehen, ready for town.
Hat auch was, die Errungenschaften der Zivilisation in Gestalt von richtigen Betten und einer sauberen Dusche.
Wir machten einen langen Gang durch die Altstadt, genossen die Aussicht von der Stadtmauer und kamen schließlich gerade noch rechtzeitig auf den Rathausmarkt, um noch was zu Futtern zu kriegen. Schließlich wurde es Mitternacht bei Elch- und Bärengulasch mit leckerem lokalen Bier, und Jens hatte Geburtstag. Deshalb durfte er nicht bezahlen.
Die Gespräche mit der freundlichen Kellnerin waren auch sehr aufschlußreich: Mir war aufgefallen, daß die Speisenangebote der Restaurants um den Rathausplatz sich extrem ähneln und sogar dieselben Graphiken verwendet wurden; daher vermutete ich einen geschäftstüchtigen Graphiker. Falsch. Wir erfuhren, daß all die Läden schlicht ein und demselben Besitzer haben.
Nach einer guten Nacht wachten wir mit trockenen Zelten auf.
Die hatten wir nämlich am Fenster des Hotels aufgehängt.
Der nächste Tag war ein Montag. Da wollte ich mal sehen, ob ich eventuell meinen Tankrucksack genäht bekomme (es gab einen Hinweis auf einen geschickten Schuster) und wollte auch noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Wir verhandelten nach dem Frühstück an der Rezeption und das Angebot für den nächsten Tag war super: Zimmer räumen, Sachen im Hotel lagern, Moppetts können im Hof bleiben. Wir fragten dann noch nach den Kosten für mögliches Waschen, hätten dafür aber den Neupreis von Unterhosen und T-Shirts bezahlen müssen. Dann eben nicht.
Ich also los zum Schuster, der sagte, das Teil wäre gegen drei fertig. Wir waren nun wirklich nicht in Eile, denn die restlichen 350 km nach St. Petersburg wären auch heute noch zu schaffen gewesen, wir hatten aber noch zwei Tage Zeit und es bringt ja nix, so lange vor der Tür vom Hotel zu warten.
Den Morgen verbrauchten wir mit einem weiteren Gang durch Altstadt und Hafen, entdeckten morbide Dinge wie die Stadthalle in der Nähe des Hafens, ich bekam das nötige (Feuerzeug-)Benzin und wir besuchten das Stadtmuseum. Leider hatte kein Friseur Zeit für mich.
Dafür fand ich eine Dekoration im Schaufenster eines der vielen Souvenir-Läden, die praktisch unsere ganze Route zeigte:
Um drei holte ich den Tankrucksack ab (bei Enduristan hatten sie das wohl anders gedacht, hält aber bis heute und ist dicht), wieder einräumen, Öl nachfüllen (mein Vorrat ging zur Neige), aufladen - und wieder Regenzeug. Es schüttete.
Zu diesem Zeitpunkt wußten wir es noch nicht genau, das war die Strecke, die vor uns lag:
Bei dem Sauwetter hatten wir keine Lust auf rutschigen Schotter-Matsch und bewegten uns etwas lustlos Richtung Osten. Zwischendurch verließen wir die größere Straße, das führte aber nicht wirklich weiter. Schließlich sahen wir ein Hinweisschild auf einen Campingplatz mit gleichzeitigem Hotelangebot, und siehe da, es gab auch das "Sommerhaus", wo man in kleinen Zimmern mit Bett zu einem angemessenen Preis bleiben konnte. Gemacht.
Parkplatz direkt vor der Tür, unter dem Dach des Windfangs würde man auch bei Regen Kaffee kochen und frühstücken können, und ein paar hundert Meter entfernt war die Treppe, die die Steilküste herunter und zum - dort sehr schmalen - Strand führt.
Wir bekamen allerdings auch mit, daß es im Herrenhaus ein Restaurant gab. Das probierten wir aus und bereuten es nicht: Eins der besten Essen der Tour bekamen wir dort, ein schöner Abschluß für Jens' Geburtstag. Höhepunkt war der "Kristall Kümmel" aus Tallinn, den es zum Abschluß gab, ungekühlt und extrem lecker.
Der nächste Tag würde uns ganz entspannt an die Grenze zu Rußland bringen.
Weiter: Saka - Narva-Joesuu
In der Nacht und am Morgen regnete es und die Schauer begleiteten uns auch noch beim Frühstück in der Grillhütte. Dort war es dann sehr familiär, denn auch Esten mögen gern im Trockenen essen. So boten wir uns gegenseitig von unseren Vorräten an und es war - gemessen an der Auswahl - wahrscheinlich das reichhaltigste Frühstück der Reise.
Es gibt Fotos davon, aber ich hab die Leute nicht gefragt, ob sie was gegen eine Veröffentlichung haben, und jetzt kann ich es nicht mehr. Bloß einen konnte ich fragen, und der weiß gar nicht mehr, auf welche Frage er keine Antwort wußte oder ob der Kaffee noch nicht fertig war.
Nach dem Frühstück hörte es langsam auf zu regnen und wir hängten unsere Zelte zwischen die Bäume, leider ohne großen Erfolg, denn die Luftfeuchtigkeit war zu hoch und es tropfte von den Bäumen. Also naß einpacken. Wenigstens war es warm.
Dann ging es los nach Tallinn, zuerst mal die 70 km nach Heltermaa, dem Hafen, von dem uns die Fähre nach Haapsalu auf dem Festland bringen sollte. Während der Fahrt klarte der Himmel auf, und am Hafen hatten wir schon wieder freundlichen Sonnenschein, um auf die Fähre zu warten. Dabei gab es dort auch leckere Fleischspieße, die wir nicht auslassen konnten.
Nach einer halben Stunde Überfahrt nahmen wir die kleineren Straßen Richtung Tallinn, parallel zur Küste. Ich meine, es war in der Nähe von Keila, als ich aus dem Augenwinkel etwas sah, umdrehte und anhielt: In einem frischen Baumstumpf steckte der linke Unterkiefer eines Elches, sauber skelettiert. Scheinbar hatten die Holzfäller kurz vorher das Teil dort drapiert. Nicht lange gefackelt, Packsack auf, in die NVA-Plane gewickelt und ab die Post.
Souvenir, Souvenir...
Gegen sieben erreichten wir die Altstadt von Tallinn, was schwieriger war als es sich anhört, denn die diversen Umleitungen wegen Baustellen waren zwar beschildert, nur heißt Zentrum in Eesti Kenklinn. Muß man ja auch erstmal wissen.
Die Talliner Altstadt ist eine Art großes Freilichtmuseum, komplett mit Stadtmauer, Kopfsteinpflaster und unzähligen alten Gebäuden, Touristenshops, Wehrgängen und natürlich Kirchen und Basiliken. Das wollten wir uns ansehen, und wir beratschlagten, wo wir am besten bleiben. Schließlich entschieden wir uns für ein Hotel, das der Reiseführer empfahl ("mit geschlossenem Parkplatz"). Gesagt, getan. Eingecheckt, abgeladen, Zimmer bezogen, Zelte zum Trocknen aufgehängt, duschen, umziehen, ready for town.
Hat auch was, die Errungenschaften der Zivilisation in Gestalt von richtigen Betten und einer sauberen Dusche.
Wir machten einen langen Gang durch die Altstadt, genossen die Aussicht von der Stadtmauer und kamen schließlich gerade noch rechtzeitig auf den Rathausmarkt, um noch was zu Futtern zu kriegen. Schließlich wurde es Mitternacht bei Elch- und Bärengulasch mit leckerem lokalen Bier, und Jens hatte Geburtstag. Deshalb durfte er nicht bezahlen.
Die Gespräche mit der freundlichen Kellnerin waren auch sehr aufschlußreich: Mir war aufgefallen, daß die Speisenangebote der Restaurants um den Rathausplatz sich extrem ähneln und sogar dieselben Graphiken verwendet wurden; daher vermutete ich einen geschäftstüchtigen Graphiker. Falsch. Wir erfuhren, daß all die Läden schlicht ein und demselben Besitzer haben.
Nach einer guten Nacht wachten wir mit trockenen Zelten auf.
Die hatten wir nämlich am Fenster des Hotels aufgehängt.
Der nächste Tag war ein Montag. Da wollte ich mal sehen, ob ich eventuell meinen Tankrucksack genäht bekomme (es gab einen Hinweis auf einen geschickten Schuster) und wollte auch noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Wir verhandelten nach dem Frühstück an der Rezeption und das Angebot für den nächsten Tag war super: Zimmer räumen, Sachen im Hotel lagern, Moppetts können im Hof bleiben. Wir fragten dann noch nach den Kosten für mögliches Waschen, hätten dafür aber den Neupreis von Unterhosen und T-Shirts bezahlen müssen. Dann eben nicht.
Ich also los zum Schuster, der sagte, das Teil wäre gegen drei fertig. Wir waren nun wirklich nicht in Eile, denn die restlichen 350 km nach St. Petersburg wären auch heute noch zu schaffen gewesen, wir hatten aber noch zwei Tage Zeit und es bringt ja nix, so lange vor der Tür vom Hotel zu warten.
Den Morgen verbrauchten wir mit einem weiteren Gang durch Altstadt und Hafen, entdeckten morbide Dinge wie die Stadthalle in der Nähe des Hafens, ich bekam das nötige (Feuerzeug-)Benzin und wir besuchten das Stadtmuseum. Leider hatte kein Friseur Zeit für mich.
Dafür fand ich eine Dekoration im Schaufenster eines der vielen Souvenir-Läden, die praktisch unsere ganze Route zeigte:
Um drei holte ich den Tankrucksack ab (bei Enduristan hatten sie das wohl anders gedacht, hält aber bis heute und ist dicht), wieder einräumen, Öl nachfüllen (mein Vorrat ging zur Neige), aufladen - und wieder Regenzeug. Es schüttete.
Zu diesem Zeitpunkt wußten wir es noch nicht genau, das war die Strecke, die vor uns lag:
Bei dem Sauwetter hatten wir keine Lust auf rutschigen Schotter-Matsch und bewegten uns etwas lustlos Richtung Osten. Zwischendurch verließen wir die größere Straße, das führte aber nicht wirklich weiter. Schließlich sahen wir ein Hinweisschild auf einen Campingplatz mit gleichzeitigem Hotelangebot, und siehe da, es gab auch das "Sommerhaus", wo man in kleinen Zimmern mit Bett zu einem angemessenen Preis bleiben konnte. Gemacht.
Parkplatz direkt vor der Tür, unter dem Dach des Windfangs würde man auch bei Regen Kaffee kochen und frühstücken können, und ein paar hundert Meter entfernt war die Treppe, die die Steilküste herunter und zum - dort sehr schmalen - Strand führt.
Wir bekamen allerdings auch mit, daß es im Herrenhaus ein Restaurant gab. Das probierten wir aus und bereuten es nicht: Eins der besten Essen der Tour bekamen wir dort, ein schöner Abschluß für Jens' Geburtstag. Höhepunkt war der "Kristall Kümmel" aus Tallinn, den es zum Abschluß gab, ungekühlt und extrem lecker.
Der nächste Tag würde uns ganz entspannt an die Grenze zu Rußland bringen.
Weiter: Saka - Narva-Joesuu