3. Übermaß fällig - welcher Kolbenhersteller?

[Hiha]

Recht viel mehr hats nicht gegeben. Aus Mahle-Porschekolbenrohlingen gabs mal ø94er, eine französische Firma hatte mal welche im Programm deren Namen ich nicht mehr weiß, mehr ist mir nicht bekannt.
Ich bin übrigens ein Freund von Kolbenhemd-Gleitlackbeschichtungen. Da gibts viel Verschiedenes, das wo ich kenne ist hart, und keine Einlaufbeschichtung. Das mindert den Verschleiß von Schmiedekolben auf das Niveau von Gusskolben. Mein damaliger Motorinstandsetzer hat das Zeug aufgetragen, aber da man den nicht derwarten kann, lass ich bei ihm mittlerweile nix mehr machen.

Gruß
Hans

[Goldhamster]

Interesant. Bleibt aber immer noch das Problem mit der Material-Entspannung nach erster Erhitzung bei Schmiedekolben. Die Gusskolben von Kolbenschmidt hatten auch eine Beschichtung (Nikasil?) - und der Auftrag war auch offenbar üppig. Meine alten Kolben habe ich immer poliert und dann an einem Granitstein als Skulptur ins Wohnzimmer gestellt. Das polieren der KS-Kolben gelang immer nur für ein paar Stunden, dann waren die wieder dunkelgrau, weil sie offenbar wieder nachoxidierten. Alle anderen glitzern hier so vor sich hin. Die waren auch schon im ungebrauchten Zustand dunkelgrau.

[Hiha]

Interesant. Bleibt aber immer noch das Problem mit der Material-Entspannung nach erster Erhitzung bei Schmiedekolben.

Das wird kontrovers diskutiert. Ein guter Kolbenhersteller wärmebehandelt seine Kolben so, wie es sein muss. Eine Nachbehandlung durch den Endbenutzer sollte eigentlich überflüssig sein.

Die Gusskolben von Kolbenschmidt hatten auch eine Beschichtung (Nikasil?) - und der Auftrag war auch offenbar üppig.

Nein, die haben keine Oberflächenbeschichtung, und schon garnicht Nikasil, weil das auf die Zylinderwand kommt (Nickelschicht mit eingebetteten Siliziumkarbidkörnchen).
Die graue Farbe kommt vom hohen Siliziumgehalt (übereutektoide Alu-Silizumlegierungen) und geht quer durchs Gefüge. Auch Sägeschnitte sind nach kurzer Zeit grau.
Solche Legierungen gibts auch für Schmiedekolben,(A4032[AlSi12,5MgCuNi]) aber die Verarbeitung ist schwieriger als bei den gebräuchlichen hochwarmfesten Kolben-Knetlegierungen, die praktisch alle Schmiedekolbenhersteller benutzen,(A2618 [AlCu2Mg1,5Ni]) .

Gruß
Hans

[Goldhamster]

Materialentspannung sollte es nicht geben - dennoch ist es wohl gerade bei den Wisecos immer wieder ein Problem, so dass viele die Teile vorab im Ofen backen. Klingt lustig, empfinde ich aber als ein echten Witz. Das ist Sache des Herstellers. Wenn der Verbraucher noch das Produkt brauchbar machen muss, dann ist das sehr schlecht. Beschichtung: Doch - Die sie waren gasnitiert. Haben eben nochmal in die Produktbeschreibung von 88/89 für KS geschaut.

[schnalzer]

Also:
Pankl....

Hab den Laden mal mit Kollegen wg Mc Laren auf Aluschmiedeteile besichtigt.
Mein individueller Kommentar? INDISKUTABEL...
Würde mir bei der Vorhersage nie eine KTM kaufen, denn die stellen KTM Teile her und gehören zu KTM.
My 2 cents.
Regards
Rei97

Die KTM-Serienkolben kommen meines Wissens von Mahle-König. Auch wenn Pankl zum Großteil dem Herrn Pierer gehört, wird deren Material wohl nur für Rennzwecke genutzt.

[Hiha]

Doch - Die sie waren gasnitiert. Haben eben nochmal in die Produktbeschreibung von 88/89 für KS geschaut.

[klugscheißermodus]Gasnitriert waren vielleicht die Kolbenringe, oder die Graugusskolben für Schiffe. Ausserdem ist Gasitrieren keine Beschichtung sondern läuft als Wärmebehandlung.[/klugscheißermodus]
Schau nochmal nach in dem Blatt, das interessiert mich. Vielleicht hast ja noch einen Link.

Gruß
Hans

[rei97]

Also.
Wenn man durch die heiligen Hallen der Fa. Pankl läuft stolpert man auf Schritt und Tritt über Mopetteile für KTM. Namentlich Gabeljoche haben mich da besonders schockiert.
Von Kolben war da nicht die Rede.
Regards
Rei97

[rei97]

Also.
gar nicht klug gesch. Hans.
Vollkommen richtig, das Alu gar nicht nitriert werden kann, weil nur mit Stahl eine harte Verbindungsschicht entstehen kann, die verschleißhemmend ist. Dabei ist egal ob das im Gas oder im Salzbad geschieht. Ob das für den Reibpartner auch gilt lasse ich dahin gestellt.
Regards
Rei97

[Hiha]

Hätt mich auch gewundert. Es gibt praktisch keinen Motorenhersteller, der seine Kolben selber baut. Ausser vor ca. 20 Jahren Honda für die Formel 1, der gesamte Rest hatte welche von Mahle, die von Fa. Wahl fertigbearbeitet wurden. Im Mopedsport gabs bei der SoS die BMR Supermono, die haben ihre Kolben auch selber geschnitzt, weil nix anderes gehalten hat. Schwierig ists, die richtigen warmfesten Legierungen als Halbzeug zu kriegen.
Zum Alu-nitrieren:
Man KANN es schon plasmanitrieren, aber das bringt nur dann was, wenn man den Untergrund tragfähiger machen kann. Für Serienkolben wirds jedenfalls nicht gemacht.

Gruß
Hans

[Goldhamster]

"....stabil gebauter Kolben, der jeder Beanspruchung standhält. Die gasnitrierte Oberfläche gewährleistet beste Laufeigenschaften...." Im Katalog von 88/89. Da war noch nix mit web und somit kein Link. Ich bin zwar kein Ingenieur, aber Gas und Nitrat klingt für mich nach Chemie und nicht primär nach Thermik (Physik). Das Auftragen ist bestimmt mit den passenden Temperaturen notwendigerweise verbunden und somit ein thermochemischer Vorgang - jedoch führt das auch gerade am Thema vorbei. KS ist Geschichte und somit hilft es eben auch nicht zu klären, was war.

[rei97]

Also.
stimmt auch wieder... hätte Gas/Badnitrieren sagen sollen.
Dank des weichen Untergrundes sind solche Schichten eher exotischen Bereichen zuzuordnen.
Regards
Rei97

[Goldhamster]

Offenbar hatten wir hier auch schon mal so ein ähnliches Thema:
http://www.xt500.org/68eustw03ihkmsez/v ... f=2&t=2078

[Hiha]

"....stabil gebauter Kolben, der jeder Beanspruchung standhält. Die gasnitrierte Oberfläche gewährleistet beste Laufeigenschaften...." Im Katalog von 88/89.

War das der Wunderlich-Katalog?

Gruß
Hans

[Goldhamster]

Ja. Habe mehrere Kataloge durchgesehen - der Text war stets ähnlich, aber in der Aussage gleich.

[Hiha]

Ach, drum, ich habs mir schon fast gedacht
Der "Wundere-Dich-Nicht"-Katalog war für seine blumigen, aber in allen Fällen schwachsinnigen Beschreibungen bekannt.
Leider (oder gottseidank?) hab ich die schlimmsten Wunderlich-Ergüsse mittlerweile vergessen.
Meine Wunderlichkataloge aus eben der Zeit hab ich recht bald verbrannt. Der Heizwert war noch das Beste daran.
Also, gib nix drauf, der Kolben war aus unbeschichtetem und unnitriertem Alu, wie andere Kolbenschmidt-Kolben halt auch.

Gruß
Hans