Die Götter waren mir gnädig; ich durfte gestern weitere 120km abreißen. Was für ein Spaß. Kleinste kurvige Straßen und Feldwege luden zum Ritt auf der Gummikante ein.
Ich muß gestehen, daß bei solchen Gelegenheiten das Kind in mir erwacht. Und das ist gut so! Irgendwie vergesse ich dann alles um mich herum, und als ich naßgeschwitzt zu Hause ankam, mußte ich im Kreis grinsen. Das entschlackt!
Zurück zum Thema und hoffentlich mit weniger Schreib- und Inhaltsfehlern. Das war im letzten Beitrag ja nahezu abschreckend
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Wenn ich mich recht erinnere, waren wir soweit, daß die Ventil(schraub-)federn und deren Auswahl erläutert wurde. Die Nockenwelle ist mit Überschneidung auf OT eingestellt und das betreffende zu verwendende Loch des Nockenwellenrades im Hinterkopf markiert.
Kurz am Rande möchte ich noch anmerken, daß die notwendige Länge der unteren Federteller mit vormontierten Ventilen und oberen Federtellern ermittelt wurde. Dabei arbeite ich meist auf etwa 1/10mm genau. Die Vorgaben der Hersteller bezüglich der minimalen Kompressionshöhe sind zu beachten! Die Auslaßventilfeder bekam wie auch in der Serie eine geringere Vorspannung als die des Einlaßventils, weil die geringere Masse des Auslaßventils berücksichtigt wurde. Jeder Zylinderkopf ist individuell und muß je nach mehr oder weniger häufigem Nachschleifen der Sitze deshalb immer bezüglich der Federlänge einzeln betrachtet werden. Setzt man den Sitz nach, muß also ggf. die Federvorspannung wieder angepaßt werden. Das gilt ausdrücklich nicht für die Serie, denn da sollte immer genug "Luft" sein, daß man sich darüber keine weiteren Gedanken machen muß.
An der Drehbank wurden fix die vorgefertigten Rohlinge der unteren Teller auf das korrekte Maß abgelängt. Normalerweise nehme ich als Werkstoff hochfestes Aluminium oder einfachen Automatenstahl her. Nach dem akribischen Reinigen aller Teile konnte der Zylinderkopf vormontiert werden. An den Gleitstellen verwendete ich für die Inbetriebnahme das bewährte Redline assy lube.
Anmerkung: alle Seriennummern der Bauteile und sämtlich Meß- und Einstellwerte, die bisher ermittelt wurden, fanden sich in einer mehr oder weniger geordneten Kladde (Notizblock) im Umkreis des Trieblings und werden später auf Festplatte gebannt. Ich verliere sonst den Überblick. Man(n) wird nicht jünger...
Außerdem hilft es später, eine Verschleiß- oder Schadenanalyse zu betreiben.
Die Motorteile habe ich vor dem Montagebeginn auf unterschiedliche Weise vorbehandelt und lackiert. Diesmal fiel meine Wahl auf VHT in schwarz. Muß ja eh nich lange halten, der Kroms...
Das Kipphebelgehäuse ist auch ein paar Worte wert. Manchmal bietet es sich an, bei Wellen mit hohen Nocken eine genauere Betrachtung des Freigangs der Nocken im Gehäuse durchzuführen. Mir ist es schon passiert, daß ein Nocken an einem Steigerrest (Rest vom Gießprozeß) "hängengebieben" ist. Zugegeben, das war eine Ausnahme; zeigt aber, daß man immer und alles auf freie Bewegung kontrollieren muß.
Ich gönnte mir die Zeit, an den Wartungsdeckelöffnungen zum Ventile einstellen die Gußkontur bearbeitet habe, um besseren Zugang zu erhalten. Außerdem spart es unendlich viel Gewicht.
Natürlich habe ich das Spiel der Kipphebelachsen kontrolliert und in diesem Fall für gut befunden. Das komplette Gehäuse samt Achsen, Kipphebeln und Nockenwelle lief schon in meinem ersten XR-Motor. Der eine oder andere Teilnehmer der HH Mai-O-Fahrt von 2008 mag sich erinnern. Nach etwas über 3.000 km war null Verschleiß erkennbar und die ganze Kombo wanderte also in diesen Motor, denn ich war mehr als begeistert von dieser Nockenwelle. In der XR werkelt stattdessen als mobiler Prüfstand der F1-Kit der Stufe 5, die leider aufgrund Zeitmangels und anderer Problem am Fahrzeug einige Jahre stillstand und seit Sonntag endlich wieder in Betrieb ist (s. zu F1-Kit SR-Forum).
Zylinderkopf und Kipphebelgehäuse markiere ich immer außen mit der Seriennummer, die in diesem Fall nicht mätschen. Deshalb der Verzicht auf die Zentrierhülsen. Die Dichtflächen habe ich leicht angeläppt.
Nach dem Reinigen erfolgte wieder eine Probemontage mit allen Komponenten und den ausgesuchten Ventilfedern, um mit Hilfe von Tuschierpaste das Berührungsbild von Nockenwelle/Kipphebeln und Ventilende/Einstellschraube aufzunehmen und zu beurteilen. Was soll ich sagen - war zufriedenstellend.
Vor der endgültigen Montage gönnte ich mir eine Pause, um ein paar Nächte lang alles zu überdenken ...
Wenn es mich reizt, schaue ich vielleicht mal am Freitag oder Samstag nachmittag bei der O-Fahrt in Eggebek vorbei. Liegt ja fast vor der Haustür und bietet eine Gelegenheit, den Einfahrtausender zu vervollständigen. Ein glückliches Forumsmitglied durfte den Motor gestern schon mal begutachten
und andächtig berühren.
LG
Theo