motorangs XT-Teilnahme an der Enduromania 09-2008

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motorang
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motorangs XT-Teilnahme an der Enduromania 09-2008

Beitragvon motorang » Do Sep 11, 2008 10:32

Soho,

*USB-Stick rauskram*
*kopier*
*einsetz*

*hüstel*

Hier mal ein kleiner Textbericht, Bilder sind noch nicht hochgeladen bzw. ausgetauscht, folgen aber noch.

[Jonni - wenn der Bericht woanders hinsoll bitte gib Bescheid]

Freitag
Gscheiterweise heute schon freigenommen, Leihbus geholt und eingeräumt - zuerst meine XT 500 und Phils XR 600 rein, dann jede Menge Boxen und Säcke dazwischen und darauf.
Abends Hänger dran, Nigels TTR 250 drauf und auf der Bahn nach Wien, wo Martin schon wartet. Er wartet etwas länger, weil ich nicht hinfinde (Guter Vorsatz: bis zum nächsten Mal Navi besorgen). Mitternachts fertig mit KTM 625 aufladen und weiter.

Samstag
Ich fahr durch halb Ungarn, dann Fahrerwechsel. Ich repariere meine Motocrossstiefel weiter (Ahle, Faden, Zange) und mützle ein wenig. Gegen 7 und Sonnenaufgang an der rumänischen Grenze. Da wir den etwas westlicher gelegenen Nebengrenzübergang (nur für KfZ bis 3,5 Tonnen) gewählt hatten gibts nur kurzen Aufenthalt (kein LKW-Stau) und weiter auf guter Straße durch Agrarsteppe nach Temeschwar. Dorten am Bankomat 700 RON (rumänische neue Lei) behoben, das entspricht etwa 200 Euro. Von Temeschwar über Lugoj nach Caransebes ist die Straße stark von Baustellen, Ampeln, Schlaglöchern, Umleitungen, Fuhrwerken, Schwerverkehr geprägt. Für die 250 km in Rumänien brauchen wir gut 5 Stunden ... Ab Lugoj wird die Gegend vielversprechend hügelig, später bergig - wir haben die Karpaten erreicht!
Ankunft am Treffpunkt nach 16 Stunden Fahrt. Unser Basislager ist ein Bauernhof mit Campingmöglichkeit im Obstgarten. 2 Klos, 2 Duschen, 1 Waschbecken, für etwa 80 Leute, aber es geht.
Zelte aufstellen, ausladen, sortieren, letzte Basteleien (Martin hatte beispielsweise sehr wenig Zeit zur Vorbereitung und baut sich jetzt seine GPS-Halterung aus Tape und ein paar Alu- und Isomattenresten). Erste Probefahrt hinters Dorf raus (VARTOP heisst der Wegpunkt wenns wer kennt).
Abends Grillerei - wir haben uns für Selbstversorgung entschieden und sind dafür auch ausgerüstet ...

Sonntag
Nach nächtlicher Hundebellerei leicht gerädert durch Hahnengeschrei erwacht. Sieben Uhr Lokalzeit ist's (sechs Uhr mitteleuropäische Zeit). Kaffee aufstellen, rein ins Fahrgewand. Gewöhnen an die Rüstung (danke an Herbert fürs Leihen des Brustpanzers und an HorXT fürs Überstellen) und die seit 5 Jahren trocken gelagerten Stiefel ... autsch.
Die Fahrerei durchs Dorf findet langsam statt - einerseits wegen der allgegenwärtigen Schlaglöcher und Kuhfladen, andererseits bevölkern viele Lebewesen die Straßen ... Gänse, Kühe, Hunde ... und auch die Kinder spielen dort.
Der erste Ausflug - noch ohne Wertung - zeigt uns bald was uns erwartet: stets sehr schöne, aber fallweise recht anspruchsvolle Wege und Pfade. Unglaublich wo die Rumänen mit ihren LKWs und Traktoren noch überall rumfahren. Die Spuren sind stellenweise gut knietief, eine XT passt da so gerade noch in eine Spurrinne ohne dass der Motorblock bzw. die Hebelei klemmt ... Phil findet heraus dass seine XR etwas zu hoch ist für ihn, speziell wann man auf lose-steinig-steilen Bergaufstücken mal schnell mit dem Haxen abstützen müsste ... die ersten Umfaller werden eingesteckt.
Wir krabbeln über die Hügel nach Borlowa, geraten dort zufällig an einen Wirten, der feine Forellen zubereitet für uns, danach noch über die alte Straße (fallweise Geröllpiste) auf den Muntele Mic (der Hausberg).
Abends schon mal recht müde ins Camp, Griller angeworfen. Phil und ich basteln an den Moppeds (mein GPS-Halter ist gebrochen, Phil wartet seine Kette glaub ich), während Nigel und Martin unser Team bei der Willkommensrunde vertreten. Dort werden auch die Listen mit den 80 Kontrollpunkten ausgegeben, die man nach eigener Einteilung und Zeitplanung versucht anzufahren. Ab morgen ...

Montag - Donnerstag
Diese Tage verlaufen recht ähnlich, fast routinemäßig.
Ich bin als erster auf, freue mich über wolkenlosen Himmel und kühle Morgentemperaturen, koche Kaffee, räum ein wenig herum. Dann tauchen Martin und Nigel auf, eine gute halbe Stunde später dann Phil.
Nach Kaffee und Müsli wird abgewaschen, Route zusammengestellt, zwischendurch mal Körperpflege wenn grad frei ist, dann Zeug für den Tag richten (die richtigen Karten einpacken, Jause, Getränk), rein in die Wäsche und los, meistens so gegen neun.
Anfangs machen wir die Wegpunkte in der Nähe des Camps und fahren praktisch keinen Asphalt, später dann müssen wir auch mal 20 km Straße in Kauf nehmen.
Unsere Handhelds (Palm) zeigen uns die digitalisierten Wanderkarten die wir vorab bekommen hatten, unsere Position, und die Lage und Richtung des nächsten Kontrollpunktes. Das funktioniert recht fein, schätzungsweise 2/3 der dort verzeichneten Wege existieren tatsächlich noch ...
In der Nähe des Kontrollpunktes angekommen halten wir uns nach der Beschreibung und dem GPS (das wir als Backup dabeihaben), um die Markierung zu finden. Das ist entweder ein nummeriertes Schild an einem Baum, oder man muss sich wo einen Stempel holen, oder ein Foto machen.
Mittags jausnen wir irgendwo auf einer Alm unser mitgebrachtes Zeug. Unterwegs füllen wir hin und wieder Wasser nach, wenn sich die Gelegenheit bietet (Quelle, Dorfbrunnen). Etwa 1-2 Liter trinkt jeder von uns während der täglichen ca. 100 km.
Am Heimweg tanken wir idealerweise noch voll, ansonsten bedienen wir uns am mitgebrachten Vorrat (60 Liter Super in Blechkanistern).
Abends schauen wir, dass die Sonne uns noch dem Heimweg beleuchtet ... später wird die Fahrerei wegen Straßenzustand und unbeleuchteter Verkehrsteilnehmer sehr mühsam und gefährlich.
Dann gibts eine Dusche und Kocherei oder Gegrille, wir laden die Bilder und Tracks aufs Notebook und lassen den Tag Revue passieren. Kleine Reparaturen und Wartung finden statt oder werden auf morgen verschoben.

Was haben wir technisch gemacht?

- Abvibrierte Nummerntafelhalter/Kotflügel/Rücklichter geflickt/drangeschraubt/ersetzt/weggepackt
- GPS-Halter alle zwei Tage verbessert
- 1x Kette geschmiert und gespannt
- 1x Schlamm entfernt, vor allem von den Bremssätteln
- 1x Acerbis Plastiktank mit Knetmetall geflickt
- x mal den Reservekanister auf der KTM verzurrt, der ein paar hundert Meter später wieder lose war
- 1x Zündung repariert (Elektronikzündung - Vibrationsschaden)
- 1x Vergaser gereinigt und Schwimmerventil instandgesetzt
- 1x verklemmten Stein unter der Bremshebelumlenkung entfernt

kein Reifenschaden
kein Reifenwechsel
kein Speichenschaden
kein Kupplungsproblem

Öltemperatur an der XT immer zwischen 60 und 80 Grad.

Wir hatten totales Wetterglück und keinen Tropfen Regen, bei Schlamm hätte die Bilanz wohl anders ausgesehen.

Freitag
Kurz vor der Abfahrt zum letzten Wertungstag kommen wir noch drauf dass wir nur bis 14 Uhr Zeit haben um die Liste abzugeben ... da geht sich nicht mehr allzu viel aus. Es reicht aber dass mir an der XT die Zündung verreckt. Während der Rest der Truppe zum Kontrollpunkt weiterfährt, versuche ich die gebrochene Stelle zu überbrücken, leider erfolglos (ich hab eine elektronische Transistorzündung verbaut, und am Leistungstransistor war ein Haxen abgebrochen). Die Ersatzzündung ist zwar mit, aber nicht dabei ... Phil schleppt mich dank Bergungsseil mit seiner Honda 40 km zurück zum Camp ... auch spannend.
Nachmittags Rückbau auf Unterbrecher - zwar läuft die XT jetzt deutlich unkultivierter :D aber sie läuft ...
Abends Bekanntgabe der Ergebnisse, wir sind auf dem 8. Platz von 15 Teams gelandet. Das freut uns aus mehreren Gründen recht:

1) war meine XT mit Abstand das älteste Mopped am Platz ... und das einzige mit Gepäckträger und Blinkern (die übrigens ganz geblieben sind, hab die XT nur drei Mal sehr vorsichtig abgelegt). Leistungsgewicht von Mopped und Fahrer war auch relativ hoch 8)

2) waren viele der anderen Teams schon öfter dabei und sind daher taktisch klüger gefahren, bzw. mit anderem Material (viele 400er KTMs, Husaberg, Beta, und ähnliche Waffen).

3) waren wir praktisch untrainiert und mussten uns die ersten beiden Tage erst wieder eingewöhnen, während unter den anderen Teams viele Enduroclubs und Offroadvereine waren.

4) wenn man die Ergebnisse mit der XT-500-Enduromania vergleicht, hätten wir dort mit unseren Punkten den dritten oder vierten Platz gemacht :D (OK - Wetterglück war da sicher dabei)

5) haben wir's trotzdem recht locker genommen, und die Asphaltvermeidung war uns wichtiger als die Punktezahl - viele der höherwertigen Kontrollpunkte liegen im Süden an der Donau, und das hätte 100+ km Asphalt bedeutet - auf die haben wir gepfiffen ...

6) haben wir die Woche fast schadensfrei und verletzungsfrei absolviert - abgesehen davon dass sich Nigel den Daumen in der Schiebetür vom Bus eingeklemmt hat, und von ein paar Blasen an Gashand und Füßen.

Samstag
Wir drehen noch eine kleine Runde ohne Liste, versuchen zu einem Kontrollpunkt zu gelangen der sich gestern nicht mehr ausgegangen ist. Kommen am frühen Nachmittag zurück und verspeisen unsere Spezialität: Hirscheintopf (der Campchef ist Jäger und hatte uns vorgestern drei größe Stücke Wild vorbeigebracht - Wildschwein und eben Hirsch). Dann Bus einladen, Hänger mit den restlichen Moppeds verzurren. Etwas später als gedacht kommen wir gegen 18 Uhr Lokalzeit los, und in den zwei verbleibenden Tageslichtstunden bis Temeschwar, dann auf der besseren Straße beim Dunkelwerden bis zur ungarischen Grenze.

Sonntag
Nächtlicher Transit durch Ungarn, Abladen in Wien, Weiterfahrt um 04:00, Ankunft in Graz gegen sieben in der Früh, nach 14 Stunden Fahrt. Es wären 13 gewesen, hätten wir nicht am Auto noch einen defekten Reifen wechseln müssen ...

Gelernt:
  • Übersetzung mit 14/42 immer noch reichlich lang, 13/44 wäre besser.
  • Knetmetall gehört nicht in den Bus sondern ins Bordwerkzeug, detto Ersatzzündung und Kettentrenner (zum Abschleppen muss die Kette runter ...).
  • Neue Stiefel müssen her!!
  • Erstaunlich, was so eine 26 Jahre und 108.000 km junge XT alles aushält ...
  • ... speziell mit 39cm Bilsteins und 8mm Saharafedern (danke Moritz) und einer XT350er Gabel und Bremse - manche Sektionen wäre ich bergab mit Trommelbremse vorne ungern gefahren ...
  • Sprit ist in Rumänien etwas billiger, aber nicht billig, und nur an der Hauptstraße zu finden
  • Einmal Mittagessen kostet 15 Euro ... für vier Leute.
Dieser Bericht mit Gebildere folgt auf meiner Website, verlinke ich dann hier. Kann aber noch ein paar Tage dauern, bis zum nächsten verregneten Wochenende 8)

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Re: motorangs XT-Teilnahme an der Enduromania 09-2008

Beitragvon TT Georg » Do Sep 11, 2008 14:38

Oooooh Shit!
Er war das......und ich bin nicht einmal drauf losgegangen, zwecks smalltalk. Aber ich habe die TT250R von eurem Brit. kumpel probegefahren und hatte die schwarze XT350 hinter dem Heuboden dabei....
Die XT500 war mir zu schade.....Wie blöde, man hääte sich mal über den Stollentroll und divers unterhalten können.
Rückweg ging für mich dann per achse von Samstag an durch den Süden Ungarn und auch über Graz..... Boing.

shit hapens. Nächstes mal am Sölk oder so.

Georg
Wenn mir als 18jähriger im Jahr 1988 gesagt hätte, das ich dieses 40 Jahre alte Moped fahren soll um cool zu sein, dann haetten ich wohl ganz brav den Mittelfinger gehoben und auf den hobeln aus 1948 gezeigt. Vergiss es.

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Re: motorangs XT-Teilnahme an der Enduromania 09-2008

Beitragvon motorang » Sa Nov 26, 2011 8:40

Oh oh oh
das hatte ich vergessen.

Hier der komplette Bildbericht:
http://motorang.com/motorrad/2008_enduromania_1.htm

Bild

sorry für die dreijährige Verspätung!

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