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ostseerunde (Tag 8-9: Hiiumaa - Tallinn - Saka)

Verfasst: So Sep 25, 2016 18:09
von Jockel
(Boar Mann ey, fast fertig und dann schmeißt mich das Forum raus, ich kann nix mehr speichern und hatte schon die ganzen Fotos drin. Das hier ist der dritte Versuch, nachdem ich gestern wohl nicht gespeichert hatte...)

In der Nacht und am Morgen regnete es und die Schauer begleiteten uns auch noch beim Frühstück in der Grillhütte. Dort war es dann sehr familiär, denn auch Esten mögen gern im Trockenen essen. So boten wir uns gegenseitig von unseren Vorräten an und es war - gemessen an der Auswahl - wahrscheinlich das reichhaltigste Frühstück der Reise.
Es gibt Fotos davon, aber ich hab die Leute nicht gefragt, ob sie was gegen eine Veröffentlichung haben, und jetzt kann ich es nicht mehr. Bloß einen konnte ich fragen, und der weiß gar nicht mehr, auf welche Frage er keine Antwort wußte oder ob der Kaffee noch nicht fertig war.
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Wieso macht einer beim Frühstück so ein Gesicht?
Nach dem Frühstück hörte es langsam auf zu regnen und wir hängten unsere Zelte zwischen die Bäume, leider ohne großen Erfolg, denn die Luftfeuchtigkeit war zu hoch und es tropfte von den Bäumen. Also naß einpacken. Wenigstens war es warm.
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Dann ging es los nach Tallinn, zuerst mal die 70 km nach Heltermaa, dem Hafen, von dem uns die Fähre nach Haapsalu auf dem Festland bringen sollte. Während der Fahrt klarte der Himmel auf, und am Hafen hatten wir schon wieder freundlichen Sonnenschein, um auf die Fähre zu warten. Dabei gab es dort auch leckere Fleischspieße, die wir nicht auslassen konnten.
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Tag 8: Hiiumaa - Tallinn (205 km)
Nach einer halben Stunde Überfahrt nahmen wir die kleineren Straßen Richtung Tallinn, parallel zur Küste. Ich meine, es war in der Nähe von Keila, als ich aus dem Augenwinkel etwas sah, umdrehte und anhielt: In einem frischen Baumstumpf steckte der linke Unterkiefer eines Elches, sauber skelettiert. Scheinbar hatten die Holzfäller kurz vorher das Teil dort drapiert. Nicht lange gefackelt, Packsack auf, in die NVA-Plane gewickelt und ab die Post.
Souvenir, Souvenir...

Gegen sieben erreichten wir die Altstadt von Tallinn, was schwieriger war als es sich anhört, denn die diversen Umleitungen wegen Baustellen waren zwar beschildert, nur heißt Zentrum in Eesti Kenklinn. Muß man ja auch erstmal wissen.
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Im Schatten des Eesti Draamateater.
Die Talliner Altstadt ist eine Art großes Freilichtmuseum, komplett mit Stadtmauer, Kopfsteinpflaster und unzähligen alten Gebäuden, Touristenshops, Wehrgängen und natürlich Kirchen und Basiliken. Das wollten wir uns ansehen, und wir beratschlagten, wo wir am besten bleiben. Schließlich entschieden wir uns für ein Hotel, das der Reiseführer empfahl ("mit geschlossenem Parkplatz"). Gesagt, getan. Eingecheckt, abgeladen, Zimmer bezogen, Zelte zum Trocknen aufgehängt, duschen, umziehen, ready for town.
Hat auch was, die Errungenschaften der Zivilisation in Gestalt von richtigen Betten und einer sauberen Dusche.

Wir machten einen langen Gang durch die Altstadt, genossen die Aussicht von der Stadtmauer und kamen schließlich gerade noch rechtzeitig auf den Rathausmarkt, um noch was zu Futtern zu kriegen. Schließlich wurde es Mitternacht bei Elch- und Bärengulasch mit leckerem lokalen Bier, und Jens hatte Geburtstag. Deshalb durfte er nicht bezahlen.
Die Gespräche mit der freundlichen Kellnerin waren auch sehr aufschlußreich: Mir war aufgefallen, daß die Speisenangebote der Restaurants um den Rathausplatz sich extrem ähneln und sogar dieselben Graphiken verwendet wurden; daher vermutete ich einen geschäftstüchtigen Graphiker. Falsch. Wir erfuhren, daß all die Läden schlicht ein und demselben Besitzer haben.

Nach einer guten Nacht wachten wir mit trockenen Zelten auf.
Die hatten wir nämlich am Fenster des Hotels aufgehängt.
Der nächste Tag war ein Montag. Da wollte ich mal sehen, ob ich eventuell meinen Tankrucksack genäht bekomme (es gab einen Hinweis auf einen geschickten Schuster) und wollte auch noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Wir verhandelten nach dem Frühstück an der Rezeption und das Angebot für den nächsten Tag war super: Zimmer räumen, Sachen im Hotel lagern, Moppetts können im Hof bleiben. Wir fragten dann noch nach den Kosten für mögliches Waschen, hätten dafür aber den Neupreis von Unterhosen und T-Shirts bezahlen müssen. Dann eben nicht.
Ich also los zum Schuster, der sagte, das Teil wäre gegen drei fertig. Wir waren nun wirklich nicht in Eile, denn die restlichen 350 km nach St. Petersburg wären auch heute noch zu schaffen gewesen, wir hatten aber noch zwei Tage Zeit und es bringt ja nix, so lange vor der Tür vom Hotel zu warten.
Den Morgen verbrauchten wir mit einem weiteren Gang durch Altstadt und Hafen, entdeckten morbide Dinge wie die Stadthalle in der Nähe des Hafens, ich bekam das nötige (Feuerzeug-)Benzin und wir besuchten das Stadtmuseum. Leider hatte kein Friseur Zeit für mich.
Dafür fand ich eine Dekoration im Schaufenster eines der vielen Souvenir-Läden, die praktisch unsere ganze Route zeigte:
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Verblüffend.
Um drei holte ich den Tankrucksack ab (bei Enduristan hatten sie das wohl anders gedacht, hält aber bis heute und ist dicht), wieder einräumen, Öl nachfüllen (mein Vorrat ging zur Neige), aufladen - und wieder Regenzeug. Es schüttete.

Zu diesem Zeitpunkt wußten wir es noch nicht genau, das war die Strecke, die vor uns lag:
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Tag 9: Tallinn - Saka (142 km)
Bei dem Sauwetter hatten wir keine Lust auf rutschigen Schotter-Matsch und bewegten uns etwas lustlos Richtung Osten. Zwischendurch verließen wir die größere Straße, das führte aber nicht wirklich weiter. Schließlich sahen wir ein Hinweisschild auf einen Campingplatz mit gleichzeitigem Hotelangebot, und siehe da, es gab auch das "Sommerhaus", wo man in kleinen Zimmern mit Bett zu einem angemessenen Preis bleiben konnte. Gemacht.
Parkplatz direkt vor der Tür, unter dem Dach des Windfangs würde man auch bei Regen Kaffee kochen und frühstücken können, und ein paar hundert Meter entfernt war die Treppe, die die Steilküste herunter und zum - dort sehr schmalen - Strand führt.
Wir bekamen allerdings auch mit, daß es im Herrenhaus ein Restaurant gab. Das probierten wir aus und bereuten es nicht: Eins der besten Essen der Tour bekamen wir dort, ein schöner Abschluß für Jens' Geburtstag. Höhepunkt war der "Kristall Kümmel" aus Tallinn, den es zum Abschluß gab, ungekühlt und extrem lecker.

Der nächste Tag würde uns ganz entspannt an die Grenze zu Rußland bringen.

Weiter: Saka - Narva-Joesuu

Re: ostseerunde

Verfasst: So Sep 25, 2016 22:41
von TT Georg
als ergänzung zu jockels nette zeilen empfehle ich den ARD Weltspiegel vom 25.9.2016 mit Andreas Cichowicz.

jockel, weitermachen!

georg

Re: ostseerunde

Verfasst: So Sep 25, 2016 22:55
von XTfant
@Georg
Und was kommt da? Auch eine XT? Oder ein zusätzlicher Bericht über Land und Leute? :gruebel:

@Jockel
Ich habe jetzt im Internet gesucht, gesucht und gesucht. :lupe:
Nur solch' einen Vogel nicht gefunden. Hmm. Mist.

Aber ansonsten finde ich deine Berichte einfach toll. ;D
Lese mit Begeisterung mit. :mrgreen:

LG
Kirsten

Re: ostseerunde

Verfasst: Mo Sep 26, 2016 0:01
von Jockel
als ergänzung zu jockels nette zeilen empfehle ich den ARD Weltspiegel vom 25.9.2016 mit Andreas Cichowicz.
Und was kommt da? Auch eine XT? Oder ein zusätzlicher Bericht über Land und Leute?
Ein Interview im KGB-Gefängnis von Riga.
Gints Grube sagt ein paar sehr weise Dinge darin, und Cichowicz scheint nicht verstanden zu haben, vermag ihn aber nicht zu beschädigen.
Also: Land & Leute, gewissermaßen.
Ich habe jetzt im Internet gesucht, gesucht und gesucht. :lupe:
Nur solch' einen Vogel nicht gefunden. Hmm. Mist.
:loldev:
Warum soll es Dir besser gehen als uns?
Ich könnte mal beim NABU Schleswig-Holstein nachfragen, die sollten das wissen.

Da gibt es allerdings noch einen Haufen anderer Sachen, die mir durch den Kopf spuken. Ist halt eine Menge Zeug, das einem zufliegt, wenn man so eine Reise macht und sich für die Menschen auch interessiert.
Ich habe beispielsweise Kontakt zu einem Letten, der im 2. Weltkrieg gefallene Soldaten ausgräbt, damit deren Familien wissen, wo ihr Vater/Opa/Bruder blieb. Es ist ihm egal, ob es Russen, Deutsche, Letten oder Ungarn sind, Hauptsache der Frieden dieses Menschen wird - posthum - wiederhergestellt. Sowas beeindruckt mich zutiefst.

ostseerunde (Tag 10: Saka - Narva-Joesuu)

Verfasst: Di Sep 27, 2016 13:34
von Jockel
Ich nehme es gleich vorweg: Hier kommt die kürzeste Etappe der ganzen Reise.
Zu berichten gibt es aber doch einiges.
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Tag 10: Saka - Narva (62 km)
20160628_150000_track_Saka_Narva_52.jpg (29.38 KiB) 9780 mal betrachtet
Es gibt kein Leben vor dem Frühstück, und das genossen wir im Sonnenschein.
Maître de Cuisine Jens machte das richtig gut.
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Lecker Frühstück.
Dann stiegen wir auf das merkwürdige Gebäude am Rand der Steilküste mit der kolossalen Aussicht. Es stellte sich heraus, daß das ganze Gelände des Campingplatzes früher ein Militärgebiet war und das Gebäude, das nun Seminarräume und Unterkünfte enthält, vormals einen Riesen-Scheinwerfer beherbergte, der 10 km weit auf die Ostsee leuchten konnte.
Nachdem die Sonne wiedergekommen war, wuschen wir fix ein paar Sachen, die schnell trockneten. Wir hatten Zeit.
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XT 500: Die Antwort auf ordinäre Wäschespinnen.
Dann stiegen wir auf einer lustigen Treppe den Hang zum Strand hinab und machten einen langen Gang in östlicher Richtung, wobei wir natürlich auch im herrlichen Wasser waren. Im Gegensatz zu den Stränden, die wir bisher kennengelernt hatten, war der hier sehr schmal, sodaß wir manchmal über immense Mengen von Treibholz steigen mußten. Menschen trafen wir nur sehr wenige, der Strand war praktisch leer.
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Was sie sich dabei gedacht haben, wüßt' ich ja auch gerne.
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Wir verpaßten die andere Treppe, die auf der Karte am Platz eingezeichnet, aber wohl ziemlich versteckt war - der Steilhang ist stark bewachsen - und liefen etwa vier km am Strand längs, bis wir an eine breitere Stelle kamen. Dort sahen wir den ersten Teilnehmer der Baltic Circle Rallye mit seinem T4, der dasselbe machte, was wir gerade hinter uns hatten: Baden.
Dort führte ein Hohlweg den Hang hinauf und wir gingen durch Felder und Brachen an der Oberseite entlang wieder zurück.
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Meine Füße mögen lange Gänge nicht so, und das war schon eher grenzwertig gewesen, Landschaft und Wetter waren aber herrlich.

Am späten Nachmittag kamen wir in die Pötte, luden auf und fuhren vornehmlich auf Feldwegen eng an der Steilküste lang. Dabei sahen wir uns den Wasserfall bei Valaste an und kamen am Hafen von Sillamäe vorbei.
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Leider war am Wasserfall die Verbindung von den Wendeltreppen zur Brücke der Schwerkraft zum Opfer gefallen.
Im nächsten Ort Sinimäe kaufte Jens ein (20 €), denn von dort zur Grenze sind es nur noch 20 km und wir wollten ja morgen erst rüber.
Etwa ein Viertel der Menschen in Estland stammen aus Rußland, und die stellen in dieser Gegend die Bevölkerungsmehrheit. Deswegen konnten wir jetzt schon das Lesen kyrillischer Schrift üben, denn in den Geschäften und bei der Reklame überwog sie.

Richtung Meer orientiert, entdeckten wir die Straße nach Narva-Jõesuu und fanden relativ schnell einen kleinen, gewundenen Pfad durch den Kiefernwald, der uns an einen wunderschönen, breiten Strand mit einer Bachmündung führte. Der Ort wurde offensichtlich öfter benutzt, Baumstämme luden zum Sitzen ein, Feuerstelle war parat, Treibholz ohne Ende und den Müll räumten wir auf.
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Wenige Leute kamen an den Strand und störten sich nicht an uns. War ja auch genug Platz.
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Das warme, niederschlagsfreie Wetter lud ein, auf die Zelte zu verzichten, also legten wir unsere Schlafsäcke auf eine Plane und deckten sie mit "Strich-kein Strich" gegen fallenden Tau ab. Perfekt.
Nach dem Abendessen saßen wir noch lange am Feuer.
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Weiter: Narva-Joesuu - St. Petersburg

ostseerunde (Tag 11: Narva-Joesuu - St. Petersburg)

Verfasst: Mi Sep 28, 2016 17:56
von Jockel
Die Sonne weckte uns zeitig und gegen fünf machten wir erstmal Kaffee.
Der Himmel war etwas verhangen, drohte aber nicht unmittelbar mit duschen.
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Unser Plan war, die paar Meter nach Narva zu fahren, uns für die zweite Einreise bei den Russen zu bewerben und dann in die große Stadt zu fahren.
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Tag 11: Narva - St. Petersburg (206 km)
Nachdem wir den gesamten Müll eingetütet und aufgerödelt hatten, pusselten wir uns wieder durch den Wald auf die Straße. Dabei kamen wir an einem Liebesbaum vorbei.
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Hübsch.
Dann fanden wir auch bei intensiver Suche einfach keinen Mülleimer und führen mit den Büdels am Lenker eine ziemliche Strecke. Wir wollten das nicht so machen wie alle anderen und die Tüten in den Wald schmeißen. Klappte dann aber doch.
Also, das mit der Mülltonne, nicht in den Wald schmeißen.

Die Verkehrsführung in Narva ist, äh, sagen wir, etwas verwirrend. Man muß, um zur Grenze zu kommen, sich erstmal auf einem - gebührenpflichtigen - Parkplatz zur Ausreise anmelden. Das ging relativ flott, dann suchten wir ein bißchen rum, den die Beschilderung ist nicht so doll. Schließlich standen wir in der Schlange vor der estnischen Abfertigung, als uns einfiel, daß wir ja noch unsere Postkarten mit den EU-Marken in irgendeinen Briefkasten auf dieser Seite der Grenze stecken müssen.
Jens dackelte los, um einen zu finden, ich zog beide Moppetts vor.
Während Jens nicht bloß einen Briefkasten, sondern auch ein Geschäft fand, wo unsere Wasservorräte aufgefrischt werden konnten, hielt ich einen Schnack mit einem Russen aus Narva, der erst englisch und dann deutsch mit mir sprach. Als Jens wiederkam - mit Wasser, ohne Postkarten - waren wir längst die Ersten, ich hatte die hinter uns stehenden Fahrzeuge durchgewinkt.

Dieser Ort ist symbolisch für das Verhältnis zwischen Esten und Russen und war in der Vergangenheit oft umkämpt. An dem Fluß namens Narva liegt auf der estnischen Seite die Stadt mit demselben Namen, auf der anderen Seite der Brücke liegt Ивангород (Ivangorod). Einander gegenüber liegen zwei Burgen, die "Herrmannsfeste" und die Festung Ivangorod.
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Im Niemandsland der Narva: Blick auf die "Herrmannsfeste"...
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...und gegenüber auf Ivangorod.
Da standen wir also auf der Brücke im Niemandsland und warteten auf die Einreise. Uns entgegen kamen reichlich Teilnehmer der Baltic Circle Rallye.
Der Grenzbeamte händigte uns versehentlich Formulare auf kyrillisch aus, wir hatten aber schon geübt und außerdem unsere "Fehlversuche" aus der Einreise in die Oblast Kaliningrad noch im Tankrucksack, sodaß wir die entsprechenden Felder richtig ausfüllen und stolz präsentieren konnten.
Alles gut, und durch.
Natürlich erstmal an die Tanke, bei den Preisen...
Dann fuhren wir über die Hauptstraße Richtung Кингисепп (Kingisepp), verließen die große Straße dort und wandten uns nach Norden.
Durch riesige Brachen, die die Krise der Landwirtschaft zeigten, kamen wir über XT-artgerechte kleine Straßen weiter, natürlich mit den erforderlichen Rauchpausen.
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Pause in Torosovo.
In der Gegend um Pyccko (Russko) kamen wir an eine neue Datschensiedlung, wo sämtliche Baumaßnahmen abgebrochen worden waren. Halbfertige Blockbohlenhäuser, eingerüstet, keine Arbeiter.
Krise.

Der Verkehr war ländlich, keine Probleme, genug Platz.
Dabei waren die Straßen stellenweise mächtig löcherig, und das Überholen größerer Fahrzeuge (Busse, Laster) wurde zur Slalomaufgabe, weil auch die notgedrungen den größeren Löchern auswichen.
Wir erreichten die Ringautobahn um Санкт-Петербург (St. Petersburg, eigentlich St. Peterburg) und schwenkten auf den ersten Endspurt ein. Je näher wir der Stadt kamen, um so dichter wurde der Verkehr. Am südlichen Dreieck verpaßten wir die Ausfahrt Richtung Innenstadt, fuhren die nächste runter und beratschlagten. Schließlich erreichen wir den Московский проспект (Moskowskaja Prospekt), eine große Ausfallstraße, die wir zum Einfallen benutzen wollten.
Wir hatten bloß keine Ahnung, in welcher Höhe der 14 km langen Straße wir zum Hotel abbiegen mußten. Also dann doch das Telefon raus und GRGL aufgerufen - erfolglos. Das Einzige, was bei mir ankam, waren die SMSe über die Kosten, und ich bekam davon drei Stück, aber ab-so-lut keine Anzeige irgendeines Standortes. Soviel zum Thema Daten-Roaming bei der Telekom.
Telefonieren tat aber. Also Tom angerufen, der schon im Hotel eingecheckt hatte (auf fast demselben Weg, der vor uns lag, denn am Flughafen Pulkovo waren wir auch vorbeigekommen) und ihm beschrieben, wo wir sind.
"Ein Riesengebäude mit Säulen, sieht aus wie ne Bibliothek oder so, gegenüber ist ein Park".
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Anruf bei der Telefonseelsorge.
Die Antwort war, daß es an der Moskowskaja 14 Parks gibt. Aha. Aber welcher nun?
Tom beschrieb mir jedenfalls, wie wir der Sache näherkämen und wir fuhren los.
Am übernächsten Kreisverkehr hielt uns die Polizei an und wollte wissen, ob wir geschäftlich unterwegs wären. Wir erklärten uns wahrheitsgemäß zu verwirrten Touristen und durften unbehelligt weiterfahren.
Der Verkehr wurde dichter, der Anteil der Autisten am Steuer stieg deutlich an, je mehr wir uns dem Zentrum näherten.
Schließlich erreichten wir nach ein paar kleineren Umwegen (Einbahnstraßen an Newa-Kanälen..., ein bißchen wie Amsterdam: Du kannst sehen, wo Du hinwillst, darfst das aber nicht und es kommen auch einfach zuviele entgegen) und Gedrängel in extrem dichtem Verkehr unser Hotel in der 6-я Красноармейская улица (6. Krasnoarmeeskaya uliza, 6. Straße der Roten Armee). Die befindet sich in einer Gegend, wo alle zwölf (!) Straßen der Roten Armee nebeneinander westlich vom Moskowskaja Prospekt liegen.
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Touchdown.
Trotz meiner Nachfrage vorher gab es keine Parkmöglichkeit am Hotel und die Gegend war nicht unbedingt als sicher einzustufen.
Was nun? Wir begrüßten erstmal Tom, checkten ein und brachten unsere Klamotten ins Zimmer.
Dann traf ich bei einer Zigarette vor dem Haus (absolutes Rauchverbot im Hotel) einen Nachbarn, der eine Apple-Werkstatt in seinem Hof betreibt. Daher sprach er leidlich englisch und wir verstanden uns sofort. Boris, so hieß er, bot uns an, die XTs an seinen vergitterten Hofeingang hinter einer Stahltür anzuketten, anstatt sie auf einen teuren, bewachten Parkplatz ziemlich weit weg abzustellen. Das nahmen wir dankend an, und es war die erste von vielen freundlichen Begegnungen in dieser Stadt.
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Eine Woche Pause.
St. Petersburg ist keine Stadt zum Moppettfahren. Das geht viel besser mit der Metro, und da wird man höchstens über den Haufen gerannt, wenn man auf den endlosen Rolltreppen links stehen bleibt. Auf der Straße kann man schon mal mit hundert Sachen überholt werden.
Also hatten die XTs einfach mal Pause.
Hatten sie ja auch verdient.

Exkurs St. Petersburg

Weiter: St. Petersburg - Kotka

Re: ostseerunde

Verfasst: Do Sep 29, 2016 0:40
von sixtyfour
very nice. Wirkich schön zu lesen und ein Stück weit mit zu erleben. Bin gerne weiter mit auf Reisen ...
Gruß, Markus

Re: ostseerunde

Verfasst: Fr Sep 30, 2016 22:08
von Jo
gerade erst entdeckt, was Du hier so treibst, Jockel.

Liest sich so toll und ich bin nun schon lecker auf nächstes Jahr.
Ich denke wir müssen unsere Tour nächstes Jahr noch mal mit Dir abstimmen.

Schade, dass gerade Pause ist. :wink:

Re: ostseerunde

Verfasst: Sa Okt 01, 2016 1:49
von Jockel
Moin Jochen,
Liest sich so toll und ich bin nun schon lecker auf nächstes Jahr.
Ich denke wir müssen unsere Tour nächstes Jahr noch mal mit Dir abstimmen.
Klar, gerne.
Das ist einer der Gründe, warum ich die Geschichte erzähle: Damit alle, die wollen, auch was davon haben können.

Was die Mitleser wahrscheinlich nicht wissen: Nächstes Jahr will er die Runde fahren, mit Nordkap.
Schade, dass gerade Pause ist.
Naja, bisher bin ich in fast demselben Rhythmus geblieben wie wir auf der Tour (elf Tage in zwölf Tagen reingestellt), und hänge gerade etwas an St. Petersburg fest, in doppeltem Sinn.
Einerseits waren wir da sechs Tage und sind keinen Meter Moppett gefahren, andererseits war das ein geographischer Wendepunkt, über den mir ziemlich viel in Erinnerung ist. Hat soweit nix mit XTs zu tun; bis auf den Umstand, daß ich seit Längerem mit einer Erfahrungen gemacht habe und mit der dorthin gekommen bin.
Ich lasse einfach meine Sanduhr ablaufen, dann erzähle ich weiter (und morgen machen wir Goldhamsters neue Garage schier und da gibt es ja auch noch profane Sachen wie Geldverdienen & so).
:karate:

ostseerunde (Exkurs: St. Petersburg)

Verfasst: Sa Okt 08, 2016 0:23
von Jockel
Wie gesagt, sind wir mit den XTs nur rein (2.555 km) und wieder raus, eine Woche keinen Meter gefahren.
Zwischendurch waren wir sieben Tage in einer fremden, freundlichen Stadt und haben tolle, interessante und merkwürdige Sachen gesehen.
Davon will ich auch kurz erzählen.

Tom war gut mit dem Flieger und einem Shuttle-Bus angekommen.
Sein Studium war 20 Jahre her, und da herrschte noch das alte System.
Viele heute so prächtige Basiliken und andere Kirchengebäude waren damals vor allem große Lagerräume, die Straßenbahn fuhr noch überall und es gab reichlich Straßenhändler, bei denen man einen kleinen Imbiß erstehen konnte, Pilmeni (Pfannkuchen) oder Pirogi (gefüllte Teigtaschen).
Absolut toll war, daß er fließend russisch spricht und uns viele Dinge zeigen konnte, die uns Fehler erspart haben.

Eine der ersten Sachen war, daß wir uns eine Metro-Karte gekauft haben, die man aufladen muß. Zehn Fahrten für 350 Rubel (рубль), also pro Fahrt - egal wie weit - umgerechnet 50 ct. Die Metro ist das tiefste U-Bahn-System der Welt ("unterste Schublade" ist die Admiralteiskaja (Адмиралтейская) mit 102 m Tiefe), schnell und fährt in kurzen Frequenzen, die Bahnhöfe sind teilweise extrem schön.
Vor allem die irre langen Rolltreppen fallen auf, und die fahren sehr schnell. Wichtige Regel: Rechts stehen, links gehen; man wird stumpf über den Haufen gerannt, wenn man die Überholspur blockiert.
Wer wie wir anfangs noch nicht so recht mit dem Kyrillischen warmgeworden ist, findet in der Metro alle Ortsbezeichnungen auch in der englischen Transliteration.
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Da wird die Rolltreppe bei Hertie zur Lachnummer.
Wir haben eine Menge gesehen - was man als Neugieriger eben so in einer Woche schafft - und sind vielen Menschen begegnet.
Sehr früh entdeckten wir die Husky Bar, zwei Straßenecken von unserem Hotel entfernt, das Bed & Breakfast bot, wobei das "Breakfast" aus einem Tütencroissant und Maschinenkaffee bestand und das Bad mit einer lautstarken, elektrischen Schmutzwasserhebeanlage ausgestattet war, obwohl wir unsere Zimmer im 1. Stock hatten. Hat sich mir technisch nicht erschlossen.
Was das Frühstück anging, hatten wir ja immerhin meine Kaffeekanne und Jens' Brenner als autonome Antwort.

In der Husky Bar jedenfalls bekamen wir nicht nur lokales Craft Beer ("Captains and Corvettes", ein Indian Pale Ale, WOW!) und richtig guten Vodka (gern mit Sauren Gurken, kleingeschnitten), sondern auch morgens um zwei noch eine gaaanz leckere Pizza. Zu dritt geteilt ein gern wiederholtes Erlebnis auf dem Heimweg von diversen Abenteuern.

Wir haben das Viertelfinale der EM in einer sogenannten Sportsbar am Newski-Prospekt (Невский проспект) gesehen, also Sitzgelegenheiten vor Flachbildschirmen unter einem Zeltdach, außen offen. Eher untermotivierter Service (das erste Baltica No. 3 für uns kam zum Halbzeitpfiff; machte aber nix, weil es nebenan dasselbe Bier aus denselben Bechern deutlich billiger gab), weit und breit kein Klo, und das bei Verlängerung und Elfmeterschießen... Ach so, und natürlich Rauchverbot.
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Schick, wa?
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Nicht ganz angemessen gekleidet bei "Schwanensee", aber immerhin mit frischen Haarschnitt
"Schwanensee" haben wir gesehen und Boris Grebenschtschikows Band Akbapиym (Aquarium), abends im Park gesessen und Schnaps getrunken, diverse Dinge erworben, oft im oder beim Gostiny Dwor am Newski-Prospekt, vom Fernglas bis zur Badehose und vom Kettenschloß bis zur Postkarte.
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Einkaufsbummel am Gostiny Dwor
Das war allerdings wieder speziell, denn es war nicht so einfach, die Karten dann auch frankiert zu bekommen.
Porto nach Deutschland (Germania/Герма́ния): 36 Rubel.
36-Rubel-Marken gibt es nicht.
Mit dem Kombinieren war es auch nicht so einfach, weil in den schwer zu findenden Postämtern die Marken nicht in größeren Stückzahlen zu bekommen waren. Manche Marken sind doppelt so groß wie der ganze Marken-Platz auf der Karte, und es muß noch mindestens eine dazu. Wenn also etwas mehr draufsteht als die Adresse, weiß ich nicht mehr, wo man die Marken noch hinkleben soll. Irgendwie kriegten wir das dann doch hin.

Außerdem haben wir in diversen Restaurants Speisen und Getränke ausprobiert, von russischen Pilmeni und Pirogi über arabisches Kebap bis zu exzentrischen Tee-Kreationen (aber lecker), abends an der Newa gesessen oder den Winterpalast besichtigt. Eine Markthalle haben wir uns angesehen (lebende Störe...), an der allerdings auch die Finanzkrise deutlich sichtbar gewesen ist: Kaum Kunden, die Auslagen eher spärlich bestückt.
Ich hab mir für 120 Rubel die Haare schneiden lassen und wir haben unsere komplette Wäsche für 240 Rubel gewaschen, getrocknet und zusammengelegt bekommen.
Beides hätte in Tallinn ein Vielfaches gekostet.

Außerdem leistete ich mir eine umfangreiche Massage in einem Wellness-Studio, weil mein Gebraucht-Rücken sich über die Kombination aus der Belastung durch die bisherige Strecke und dem Hotelbett beschwert hatte.

Einer der Höhepunkte war unser Besuch in Peterhof (Петергоф), dem Sommerpalast der Zaren etwa 40 km westlich von St. Petersburg an der Ostsee. Wir machten dabei allerdings zwei Fehler: Wir waren sonntags da (proppevoll) und sind mit dem Bus gefahren anstatt mit der Raketa (Ракета, ein Tragflächenboot). Da hätten wir nicht bloß die allgegenwärtigen Staus der St. Petersburger Innenstadt gesehen, sondern das Ganze von der Ostsee aus.
Die Pracht und Ausmaße des Palastes sind praktisch unbeschreiblich. Bei der Führung kamen wir durch Zimmer - eigentlich eher Hallen - die voller wundervoller Möbel und Dekorationen waren; auch im Palast ist natürlich fotografieren verboten (Rauchen sowieso). Blattgold in Kiloware, Räume mit verschiedenen Themen, Farben, Stilen...
Überwältigend.
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Wasserspiele. Vom Feinsten.
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So sah es nach dem Krieg aus...
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Sonntägliches Gedrängel.
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Ne Menge Sonne. Und schicke Kostüme.
Das Wetter war traumhaft, bis wir unserer Abreise näher kamen. Dann begann der Himmel zu weinen, und Tom erinnerte sich, daß das jedesmal der Fall gewesen war, wenn er St. Petersburg verließ. Dort fühlt es sich für ihn wie seine zweite Heimat an.
In unserer letzten Nacht dort haben wir es nochmal so richtig krachen lassen, und das führte dazu, daß wir bei unserer Abreise nicht so richtig ausgeschlafen waren. Tom mußte seinen Flieger kriegen und wir unsere Moppetts beladen, übernächtigt und etwas geschwächt.

St. Petersburg.
Schon alleine eine Reise wert.

Weiter: St. Petersburg - Kotka

ostseerunde (Tag 18: St. Petersburg - Kotka)

Verfasst: Sa Okt 08, 2016 16:21
von Jockel
Nicht ausgeschlafen zu sein, ist eine Sache.
Schietwetter ist eine andere.
Das in Kombination mit russischem Straßenverkehr ist allerdings ziemlich unangenehm, schon gar, wenn außer Regen noch Sturmböen dazukommen.

Wir wollten also weiter Richtung Finnland, und als wir gegen 10.00 h losfuhren, dachte ich gerade noch an den Rest unserer Postkarten im Tankrucksack. Also schnell noch mit ein paar Marken aus dem tatsächlich offenen Postamt Frankierungspuzzle gespielt, dann los.
Südlich der Innenstadt zu starten bedeutet, entweder durch den ganzen Stau zu müssen oder die Autobahn über Kronstadt (Кронштадт) zu nehmen. Also Autobahn.
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Tag 18: St. Petersburg - Kotka (385 km)
Der Westwind meinte es ernst, und die Böen in Sturmstärke kamen von links und waren wirklich beängstigend. Beim Tanken in Kronstadt diskutierten wir, ob wir schneller (Stabilisierung durch Geschwindigkeit) oder langsamer (wenn schon auf's Maul fallen, dann nicht so schnell) fahren sollten. Glücklicherweise fuhren wir ab Kronstadt Richtung Osten, der Wind kam also von hinten und wir mußten nicht weiter drüber nachdenken.
Die Erbsensuppe, durch die wir fuhren, ließ Jens die Abzweigung nach Wyborg (Выборг) übersehen und ich mußte ziemlich halsbrecherisch von der Abbiegespur wieder auf die Autobahn wechseln. Wir fuhren dann halt erstmal ein bißchen Richtung Moskau und drehten beizeiten um.
Auf der ganzen Strecke gab es die erstaunlichsten Überholmanöver (da kommen einem schonmal im Überholverbot zwei LKWs nebeneinander entgegen, an denen sich noch ein PKW vorbeizudrängeln versucht...) und wir sahen vom Sturm umgestürzte Bäume, die mehrere Fahrbahnen blockierten, dankenswerterweise auf der Gegenfahrbahn. Die Feuerwehr war auch schon mit dem Kettenmoppett zugange.
Wir hatten den Tip bekommen, daß es in Wyborg als Attraktion Kümmelbrezeln geben soll, konnten aber in dem Einbahnstraßengewirr dort keine Bäckerei finden. Also ohne Brezeln weiter.
Während wir uns der Grenze näherten, ließ der Regen nach und kurz davor haben wir nochmal getankt. Die Ausreise ging relativ flott (45 min.), die Einreise nach Finnland auch und wir verließen die Hauptstraße in Virolahti, kurz hinter der Grenze.

Der Eindruck von der Landschaft wechselte abrupt.
Nicht so sehr, weil das Land selber anders aussah, sondern weil selbst die Brachen mehr Zuwendung zu bekommen schienen und oft liebevolle Details zu sehen waren (Blumentöpfe an den Straßenbriefkästen und sowas).
So langsam begannen wir zu trocknen und konnten die kleinen Straßen genießen, die uns über Mantlahti und Hamina nach Kotka brachten.
Dort fanden wir einen "Fünf-Sterne-Campingplatz" direkt am Meer, wo wir nicht nur unsere Zelte aufstellen, sondern auch - zum Sonderpreis - sämtliche Klamotten in einen Trockenschrank packen konnten. Leider durften wir das Feuer in der Grillhütte nicht mehr entfachen, denn wir waren erst gegen halb zehn da und die Regeln sind streng. Also machte Jens uns Abendessen in der Küche und wir schauten da auch noch ein bißchen Fußball-EM (Portugal - Wales). Noch ein Gang an den Strand, ein Bier auf einem Felsriesen an der ganz ruhigen Ostsee und ab in den Schlafsack.
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Zwei Moppetts, zwei Zelte, eine Küchenhütte - macht fünf Sterne.
Weiter: Kotka - Saukkola

Re: ostseerunde (Tag 19: Kotka - Saukkola)

Verfasst: Sa Okt 08, 2016 21:04
von Jockel
Nach dem ersten Kaffee nahmen wir unsere knochentrockenen Sachen aus dem Schrank, hängten unsere Zelte nochmal auf und frühstückten ausgiebig.

Meine Ölkontrolle zeigte einen deutlichen Schmiermittelbedarf, der Ölvorrat ging mit dem Auffüllen von einem halben Liter zur Neige.
Alles andere war soweit ok, auch das Auspuffhalterungsprovisorium, das jetzt schon gut 1.600 km auf dem Buckel hatte, hielt sich tapfer.

Heute wollten wir nach Helsinki und irgendwie den Abend in der Nähe eines Fernsehers verbringen: Bei der EM stand das Halbfinale gegen Frankreich an. Sicherheitshalber tankten wir in Kotka nochmal.
Die Strecke war ziemlich langweilig, Alternativen: Keine.
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Kotka - Saukkola (249 km)
Augen zu und durch, das Ganze mit Regenzeug, denn der Himmel sah immer wieder traurig aus. Dabei hatte ich wegen meiner Wachstuchjacke eine zweiteilige Regenkombi, was aber nicht so gut mit meiner tollen, neuen Büse-Hose harmoniert hat: Die Hose machte ihren Job und transportierte Feuchtigkeit an die Außenseite, und die kondensierte am Gummi. Nach gut einer Stunde saß ich im Nassen, obwohl - oder gerade weil - alles dicht war. Doof.
Wir fanden nach unserer Ankunft in Helsinki gegen fünf recht fix den Hafen mit den Riesen-Eisbrechern und einer Reihe hübscher Segler, ich lüftete zum x-ten Mal meine Regenhose und wir fuhren weiter Richtung Lohja, wo wir zu einem Campingplatz wollten, der in der Karte ausgewiesen war.
Es begann wieder zu nieseln und wir fanden während einer Pause reichlich leckere Blaubeeren.
In Lohja angekommen, erkundigten wir uns nach dem Campingplatz und bekamen eine vage Beschreibung, die sich später als Blödsinn herausstellte, denn der Platz existiert gar nicht mehr. Da eine Großveranstaltung in Lohja sämtliche Hotels ausgelastet hatte, kauften wir ein und wollten zu einem von einem Einheimischen beschriebenen Campingplatz in Saukkola.
Dazu mußten wir allerdings nochmal tanken.
Bei der Ölkontrolle stellte ich fest, daß weniger als nix am Peilstab zu sehen war. "P".
Wir waren nicht geheizt und ich hatte morgens doch aufgefüllt. Ein bißchen später zeigten sich doch Reste von Öl - etwa 1/3 Peilstab.
Komisch.

Über kleine Sträßchen bewegten wir uns Richtung Norden und fanden ziemlich schnell den Platz hinter einer Kreuzung. Der Besitzer hatte nicht nur größtes Verständnis für unseren Fernsehwunsch, sondern bot uns auch eine Hütte mit zwei Doppel-Hochbetten und fettem Flachbildschirm für kleines Geld an, praktisch dasselbe wie zwei Zeltplätze. Gekauft.
Wir fingen schon an, unsere Sachen abzuladen, da stellte sich heraus, daß der Receiver wohl nicht ganz dicht war - es ließ sich einfach kein Programm einstellen. Wir sahen schon unsere Felle wegschwimmen, aber der kluge finnische Hüttenvermieter hat ja immer noch eine Reserve-Hütte in petto. Also in die andere Hütte, da funzte alles.
Zeug abladen, fix was zu futtern machen, Bier auf - und dann, äh, wollen wir nicht mehr drüber reden.
:grosseaugen: :krank: :angry: :aerger: :wall:

Wir haben trotzdem vergleichsweise gut geschlafen, unser Zeug hing - inzwischen trocken - auf der Veranda und die allgegenwärtigen Mücken ließen sich wie immer mit einer Dusche Anti-Brumm in Schach halten.

Weiter: Saukkola - Aura

ostseerunde (Tag 20: Saukkola - Aura)

Verfasst: So Okt 09, 2016 17:17
von Jockel
Nach dem frustrierenden Fußballabend schliefen wir aus und zum Frühstück gab des den Rest Fleisch vom Grill. Die Sonne lachte wieder, alles gut.
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Kräftiges Frühstück aus der Grillhütte in Saukkola.
Wir ließen uns Zeit und kamen etwas spät los, weil wir nicht wußten, daß wir die Hütte bis 12.00 h hätten räumen sollen. Das brachte uns einen mißmutigen Blick des sonst sehr freundlichen Platzbesitzers ein.
Sorry dafür.
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Die Hütte war gut, bloß das Fernsehprogramm nicht.
Nun wollten wir in Richtung Åland-Inseln, hatten noch Turku auf dem Zettel (die älteste Stadt Finnlands und frühere Hauptstadt), erstmal mußten wir allerdings dringend Öl erwerben, denn mein Ölstand war schon wieder im Keller. Das taten wir bei einer Tanke in Nummi, wobei es hier kein Motorradöl gab, sondern nur welches für Autos. Lieber suboptimales als gar keins.^^
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Saukkola - Aura (174 km)
Die Strecke ist nicht gerade das, was man einen geraden Weg nennt. Uns zogen halt die immer wieder auftauchenden Schotterstrecken magisch an. Prima Wetter, schöne Gegend, da muß man halt.
In der Gegend um Marttila sah Jens, daß meine Fahrradtasche herunterhängt und nur noch von der Sicherung (Schultergurt) getragen wird. Also Reparaturstop.

Die Fahrradtaschen haben den Vorteil, daß die meisten Teile austauschbar sind und ich fast alles dabei hatte. Der Hakenträger hatte sich allerdings durch das Gewicht (Werkzeug, Klappspaten, E-Teile, die Regensachen waren noch das Leichteste) rundgebogen und deshalb waren die Haken vom Bügel gerutscht. Außerdem hing die Tasche während der Fahrt auf dem Kettenschutz, wo sie sich schon eingearbeitet hatte.
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Büschen schrauben III: Geht alles mit Bordmitteln.
Ausräumen, auseinandernehmen, Haken versetzen und neu befestigen, Tasche festmachen, Kabelbinder zur Sicherung drauf, einräumen, weiterfahren.

Es wurde Abend und wir hatten verschiedene Vorstellungen davon, wie und wo wir einen Platz für die Nacht finden. Als wir meinem intuitiven Vorschlag folgten ("Ich glaube, wir müssen da lang. Warum weiß ich nicht."), fanden wir an einem Schotterweg einen kleinen Fluß und direkt in seiner Au ein frischgemähtes Stück Wiese. Ein Stück weiter war ein einzeln stehendes Haus, und wir hielten dort an, um zu fragen, ob es jemandem was ausmacht, wenn wir dort übernachten.
Das war eine Super-Idee, denn dort wohnen junge Leute namens Noorma und Antti mit ihrem kleinen Sohn Alvar, wie wir jetzt wissen. Und die sprachen nicht nur sehr gut englisch, sondern luden uns ein, im Vorraum ihrer Sauna zu schlafen (nicht ohne sie vorher zu benutzen).
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Ein toller Ort, tolle Leute, Glück muß man haben.
Das Ganze führte zu einem herrlichen Saunaabend für Jens und mich.
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Nach einem schönen Tag abends nach der Sauna am Fluß sitzen...
Anschließend kam das Grillen im Garten, Essen in der Küche an einem richtigen Tisch mit freundlichem lokalen Bier und estnischem Brombeer-Likör (den hatte ich in St. Petersburg von Anna, der Wirtin der Husky Bar, geschenkt bekommen; süß ist ja sonst bei Schnaps nicht so meine Sache, der war aber prima). Alle waren zufrieden und nach langem Geschnacke ging es ins Bett.

Gute Nacht in Finnland!

Weiter: Aura - Osnäs

ostseerunde (Tag 21: Aura - Osnäs)

Verfasst: So Okt 09, 2016 22:34
von Jockel
So gut war die Nacht aber gar nicht, denn wir weckten uns in dem kleinen Raum gegenseitig mit Geschnarche.

Am Morgen wurden wir von Noorma und Antti zum Frühstück eingeladen, anschließend durften wir Anttis Werkzeug zu einer kleinen Inspektion nutzen (Steuerkettenspannerdeckel gehen mit ner großen Knarre viel einfacher auf und zu...).
Er hat einen Vollzeitjob bei einem Energieversorger und renoviert nebenbei schrittweise das Haus und die Nebengebäude, alle aus Holz. Die Sauna steht jenseits des Weges direkt am Fluß mit einem kleinen Steg ("Ka-lumpf!"), ist hundert Jahre alt und hat einem gemauerten Holzofen, der perfekt zieht (zwei große Scheite reichen für eine Stunde Sauna, wenn vorgeheizt ist). Und ab und zu muß man da natürlich Hand anlegen. Ein ziemlich großer Stabilo-Baukasten, in dem alle benötigten Werkzeuge zu finden sind; wenn man weiß, wo. Bei der Suche nach der 27er Nuß fanden wir nebenbei auch alte Profilhobel (da lachte mein Tischlerherz) vom Vorbesitzer.

Antti war auch sehr hilfreich dabei, eine interessante Strecke zusammenzustellen und gab uns einen prima Tip für schöne Stellen in Turku und einen Motorrad-Treffpunkt auf dem Weg nach Osnäs.
Die Sonne lachte, wir fuhren los.
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Aura - Osnäs (184 km)
Erstmal nach Turku, auch zum Tanken. Da waren wir dann uneins über verschiedene Dinge, haben uns kurz umgesehen und sind weitergefahren Richtung Naantali.
Dahinter liegt eine Insel namens Luononmaa (-maa bedeutet hier wie in Estland "-land"), die man über eine Hochbrücke erreicht. Dahinter liegt gleich rechts an einem großen Parkplatz auf dem Berg eine der besten Pommes-Hütten unserer Reise. Da gibt es natürlich einen Haufen Zweiradfahrer, die diese Gelegenheit zu einer Pause nutzen, wir natürlich auch, denn Antti hatte uns das schon erzählt.
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Beste Frittenhöhle westlich von Turku. Glaube ich.
Ein netter Schnack mit einem Finnen, der deutsch sprach, half uns, das Richtige zu essen zu finden (schon bei Pommes komme ich in finnisch nicht mehr mit, die heißen dort ranskalaiset perunat, die Sprache hat 14 Fälle und ich bin da in den paar Tagen über "Pohutko saksa/englanti?" (Sprichst Du deutsch/englisch?) nicht hinausgekommen), dann packte Jens sein Telefon aus und nutzte das integrierte Navi, weil Anttis Streckenbeschreibung nicht eindeutig genug war.

Wir waren gut im Zeitplan für die Fähre, die uns von Osnäs auf Jurmo abliefern sollte, unserer ersten der Åland-Inseln, und genossen die kurvigen Straßen, hohen Brücken mit toller Aussicht und Blick in kleine Buchten, herrlich.
Mit ein bißchen grober Orientierung hätten wir auch bei der kurvigen Strecke merken können, daß wir in der falschen Richtung unterwegs waren (die Sonne kam nachmittags von halbrechts, wir fuhren also nach Süden), stellten das aber erst in Röönä fest, als wir an einen offensichtlich stillgelegten Hafen kamen, von dem aus unsere Fähre bestimmt nicht fahren würde.
Nun waren wir knapp in der Zeit, denn wir hatten anstatt der angenommenen 40 km jetzt noch fast 100 vor uns. Heizen mit Gepäck auf einer kleinen Landstraße ist ziemlich anstrengend.
Wir kamen in Osnäs eine Viertelstunde nach Ablegen der letzten von vier Fähren für heute an.
Mist. Die nächste geht morgen früh um viertel nach sieben.
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Schönes Wetter, schöner Hafen, schöne Moppetts - und die Fähre ist längst weg.
Wir taten uns nach Übernachtungsmöglichkeiten um, und ich hätte gern meinen Rücken ein wenig entspannt, indem ich auf etwas Dickerem als meiner Matte schlafe - Hütten waren in der Hochsaison direkt am Meer aber nicht zu bekommen. Schließlich durften wir unsere Zelte bei freundlichen, hilfreichen Finnen aufstellen und fuhren abends nochmal ohne Gepäck los, um im Restaurant am Fährhafen lecker zu essen.
Eine kurze Nacht, um sechs geht der Wecker.

Weiter: Osnäs - Föglö

ostseerunde (Tag 22: Osnäs - Föglö)

Verfasst: Di Okt 11, 2016 2:01
von Jockel
Der Sonntagmorgen an der westfinnischen Küste begrüßte uns freundlich.
Kaffee kochen, trockene Zelte einpacken, Ölstand prüfen (o.k.), ab zur Fähre.
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Osnäs - Finholma (140 km)
Ein paar andere Frühaufsteher waren auch da, und darunter waren zwei Finnen, deutlich über 60, der eine mit einer 68er (?) Polizei-BMW, die er aus den USA importiert hatte, der andere mit - einem Mofa.
Die erste Etappe des Inselspringens dauerte eine halbe Stunde.
Ruhige See, hübsche Inseln, aufgereiht wie eine Perlenkette.
Langsam begriffen wir, wieso einige der besten Kapitäne von den Ålands kommen: Ist schon anspruchsvoll, hier mit einem Schiff unterwegs zu sein, zwischen all den 7.000 großen und kleinen, von den Gletschern rundgeschliffenen Felsen, Untiefen und merkwürdigen Strömungen.

Die Fähre setzte uns in Åva ab, einem winzigen Nest auf einem Archipel namens Brändö. Die vielen kleinen Inseln sind oft mit Dämmen verbunden, kleinere Entfernungen mit Tiefen haben oft Kabelfähren. Die Asphaltstraßen auf den Åland-Inseln sind nicht dunkelgrau, sondern dunkelrot, ähnlich wie die alten Schlackeplätze.
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Auch wenn's so aussieht: Das ist kein Schotter, sondern Åland-Asphalt.
Bevor wir allerdings weiterfahren konnten, mußten wir erstmal die BMW anschieben, die nicht so recht anspringen wollte; der Kumpel mit der Mofa war schonmal losge"saust", weil er für die 22 km bis Torsholma (auf der gleichnamigen Insel, irgendwo da hinten hinter vielen Dämmen und Kurven) nur 35 min. Zeit hatte, wenn er die Anschlußfähre kriegen wollte.
Sah lustig aus, als wir die beiden überholten.
Dabei konnten wir uns Zeit lassen, machten noch eine Pause an einem kleinen Badestrand, wo das Duo an uns vorbeifuhr, die BMW inzwischen nicht mehr hinter dem Mofa, sondern fünfzig Meter vorweg.
Als wir in Torsholma am Fährhafen ankamen, waren die Schiffsleute schon sehr mit dem Ablegen beschäftigt und wollten gerade das Bugtor schließen. Wir sagten natürlich bescheid, daß da noch zwei kommen. Ich versuchte es auf finnisch, bekam aber gleich eine Antwort in englisch. Es dauerte, die Minuten verrannen, kein Mofa.
Ob da wirklich noch wer käme?
Sicherlich, die können nicht mehr weit sein.
Dann kam die BMW um die Ecke, dahinter eine lange Lücke - dann das Mofa.
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Strike! Im Hintergrund das Mofa beim Entern der Fähre.
Wir klatschten ab, während die achselzuckenden Fährleute endlich die Klappe zumachten und ablegten. Auf Deck haben wir dann noch in holprigem Englisch ein bißchen geschnackt.

Diese Fähre brachte uns über Lappo nach Kumlinge.
Ich hatte irgendwann bemerkt, daß ich ein paar Postkarten aus Rußland noch in der Tasche hatte, auch welche von Jens. Marken schon drauf, bloß vergessen. Also wollte ich sie gern in Umschlägen an ihren Bestimmungsort schicken, Umschläge hatten wir aber nicht.
Noch nicht.
Die gab es aber im weit und breit einzigen Laden in Kumlinge (auf der gleichnamigen Insel), wo ich auch noch hiesige Karten und die dazugehörigen Marken kaufen konnte. Kaltes Wasser gab es auch und einen netten Schnack mit der hübschen Verkäuferin - wir waren die einzigen Kunden an diesem schönen Sonntagmittag. Sie erzählte, daß sie gerade erst aus Helsinki hierher gezogen war und seit dem Frühjahr hier arbeitete. Ich erfuhr auch endlich, daß auf den Ålands schwedisch gesprochen wird, obwohl es finnisches Staatsgebiet ist; so eine Art finnisches Katalonien, mit eigener Flagge und eigener Straßenfarbe.
Wir fanden heraus, daß die Fähre nach Överö, die wir als nächste nehmen wollten, erst in gut einer Stunde fährt und gingen erstmal baden, an einem Badeplatz am Südende, in einer kleinen Bucht, fast völlig umschlossen von anderen Ausläufern der Insel.
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...und da hab ich dann endlich auch mal ein Elch-Warnschild mit TIGGR geknipst.
Am Fähranleger standen freundliche Damen vom Röda Korset (dem schwedischen Roten Kreuz) und boten Getränke und Gebäck an - auf der Fähre war nichts zu bekommen, wie sie uns mitteilten, und es lagen immerhin 22 km Seefahrt bei prächtigstem Sonnenschein vor uns. Da muß man schonmal Kaffee und Kuchen vorweg haben, sonst steht man das nicht durch. Und muß nachher vom Röda Korset gerettet werden. Dann besser vorher.

Överö ist ziemlich klein und man ist kaum aufgestiegen, da kommt schon die nächste Überfahrt, diesmal mit einer Kabelfähre auf die Insel Jyddö, bloß 500 m, aber es ist wohl derbe tief da.
Nach einigem hin und her wurden wir dann einig, daß wir auf Föglö bleiben, an einem sehr schönen Ort, den Jens gefunden hat.
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Jede Menge Himmel über Föglö.
In der Nähe bei einem Haus gab es Wasser aus einer Pumpe, der Hafen von Degerby, von wo aus wir am nächsten Tag nach Lumparland und dann weiter nach Hammarland, der Hauptinsel der Ålands wollten, war nur sieben km entfernt. Der Platz selbst war sehr idyllisch, nicht weit von einer Schotterpiste. Ein bißchen schwierig war das Zeltaufbauen, denn was aussah wie Gras auf einer saftigen Waldlichtung war tatsächlich Gras auf einem riesengroßen Felsen. Da ging kein Häring weiter als einen Zentimeter rein. Und deshalb war es auch eine Lichtung.
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Camp am Skogbodavagen auf Föglö.
Weiter: Föglö - Nyköping